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Erstes
Buch.
Architectur.
Oberste kleinere Geschosse für die Dienersehaft, mit kleinen Fenstern,
welche dann gerne den obersten Fries einnehmen, sind längst und überall
vorhanden.
Die römische Neuerung besteht darin, dass auch die Herrschaft in
der Mitte des Hauses niedrigere Räume verlangt, und zwar für leichtere
Heizbarkeit im Winter, wie Serlio ausdrücklich bezeugt.
Wenn ferner irgend ein Stockwerk grosse und kleine Räume neben
einander enthielt, so musste in letztern, oft weit unter der wahren Decke,
eine falsche eingesetzt werden und es entstand ein leerer Raum (ein sog.
Vano), den man sonst häufig den Mäusen und dem Dunkel überliess, nun-
mehr aber gerne zu- Zwischenwohnungen benützte. Serlio, L. VII, p. 28:
Tutti li luoghi mediocri et piccoli si ammezzaranno per piü commodita,
d. h. sobald ein Raum zu klein ist für die allgemeine Stockwerkshöhe,
halbirt man ihn.
Einstweilen aber werden die betreffenden Fenster nach aussen immer
nur beiläufig angebracht, in einem Fries, oder im Sockel der nächstobern
Ordnung, oder innerhalb derselben Ordnung mit dem darunter befind-
lichen Hauptstockwerk (letzteres in den Fassaden Bramantds) oder in
der Füllung eines Bogens. Erst etwa seit 1540 proclamirt sich das Mez-
zanin nach Aussen als besonderes Stockwerk, nicht zum Vortheil der
Composition, Welche in der guten Zeit möglichst wenige und grosse Ab-
theilungen liebte.
(An SanmichelTs Palästen zu Venedig und Verona, ä. 94, kommen
sehr kühne Eintheilungen vor; doch hat er das Mezzanin einstweilen
nur im Hof des Pal. Canossa zu Verona als besonderes Zwischengeschoss
gegeben.)
Treppen.
römischen
Die
Auch die Treppen (vgl. ä. 91) verdanken Rom einen bedeuten-
den Fortschritt in das Bequeme und Imposante, wie dies in der Stadt
der Ceremonien nicht anders sein konnte.
Alle Treppen des XV. Jahrh. kamen dem XVI. Jahrh. steil vor; z. B.
auch nöch die des Cronaca im Pal. Strozzi und im Signorenpalast zu
Florenz; Vasari VIII, p. 120, 124, v. di Cronaca.
Bramante in verschiedenen (jetzt meist veränderten) Räumen seines
vatiean. Baues soll sich mit Stiegen jeder Art recht wohl zu helfen ge-
WllSSt haben? VElSüPi VII: P. 133, v. di Braniante, und doch sind die
Treppen der Cancelleria noch relativ steil, ebenso die der Farnesina von
Peruzzi.