Erstes Buch,
Architectur.
In mehrern Höfen (Fig. 123), zum Theil von kaum bekannten Archi-
tecten, ist die Pfeilerhalle mit Pilastern zwar bloss auf einer oder zwei
Seiten wirklich geöffnet, auf den andern Seiten aber als Abbild Wieder-
holt, und mit Wänden ausgefüllt, welche Fenster (zum Theil nur falsche)
enthalten; auch das obere Stockwerk wird auf dieselbe Weise ringsum
geführt; erst durch diese schönste und erlaubteste aller Täuschungen
kommt eine strengere Harmonie in die ganze Anlage. (Hat Peruzzi durch
den Hof von Pal. Massimi die Anregung dazu gegeben?)
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cf. (Nängenezia zu Rom. KW
Auch in ganz kleinen
Dimensionen wird bereits in
dieser Zeit durch weise Be-
nützung eines Durchblickes
und Lichteinfalles, mit Hülfe
weniger Säulen, eines Brun-
nens oder Garteneinganges ein
höherer Eindruck hervorge-
bracht.
Grosse, wenigstens beab-
sichtigte Perspective: Laut Mi-
chelangelo sollte manim Pal.
Farnese durch die Einfahrts-
halle mit ihren dorischen Säu-
len, durch den Hof und die
hintere Halle den farnesischen
Stier als Brunnengruppe er-
blicken; in derselben Axe sellte
eine Brücke über die Tiber in
die Gärten der Farnesina füh-
ren; Vasari XII, p. 232, v. di
Michelangelo. Vgl. ä. 91 den
Palast von Pienza.
Ausser aller Linie stehen
die beiden Haupthöfe des Va-
ticans: Cortile di S. Damaso
von Rafael (Hof der Loggien,
vgl. ä. 60), und der ungeheure Haupthof (ä. 35, begonnen 1503), leider
nie ganz zur Ausführung gelangt; ein unterer Hof und ein oberer Zier-
garten, Giardino della pigna, durch gewaltige doppelte Rampentreppen
(ä. 117, 126, Fig. 124) mit einander verbunden, an deren Stelle sich jetzt
Biblioteca, Braccio nuovo etc. befinden; den letzten Abschluss des Hallen-
baues, welcher den Giardino della pigna umgibt, bildet eine colossale Apsis,
bekrönt von einem halbkreisförmigen Säulengang.