Kapitel.
Die
Composition
Palastbaues.
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üblichen 3 Stockwerke hindurch und öffnet sich ziemlich gleichartig nach
einer Canalseite und einer Gassen- oder Platzseite. Im Erdgeschoss eine
Thür, resp. Wasserpforte und kleinere Fenster; die Nebenräume- zum
Theil als Keller dienend. In den 2 obern Geschossen ist der Hauptraum
ein durchgehender Saal mit jenen grossen Loggien oder Fenstergruppen
an beiden Enden und symmetrischen Thüren zu beiden Seiten; daneben
auf beiden Seiten Zimmer mit je 2 Fenstern.
Die Fenster haben meist Balcone. (Die strengere Architectur ver-
warf die auf Consolen schwebenden Balcone, vgl. ä. 102, und Serlio gibt
im IV. Buch desshalb eine schöne venez. Fassade, an welcher die Balcone
durch das Zurücktreten der obern Mauer ganz sicher und fest auf die
Mauer des Erdgeschosses zu ruhen kommen.)
Die Treppen, meist in den Nebenräumen, bedeuten hier nicht viel;
um so mehr wurden einige nicht in Privatpalästen befindliche bewundert:
die in der Scuola di S. Marco und die glücklich angelegte und würdevoll
verzierte in der Scuola di S. Rocco (ä. 87), sowie die Scala d'oro im
Dogenpalast.
Höfe, WO sienvorhanden sind, gewinnen lange Zeit keine selbständige
Bedeutung und dienen nur dazu, einiges Lieht zu schaffen für das Ge-
bäude sowohl als für die "Cisterne, deren Wasser nur dann für gesund
gilt, wenn Luft und Licht Zutritt haben.
Zu Anfang des XVI. Jahrh. seit der letzten grossen Steigerung
des Bauaufwandes 42) wurde auch der kostbare Raum weniger
gespart, und Sansovino und Sanmicheli durften Höfe mit Pfeilerhallen
anlegen und auch am Aeussern die classischen Formen im grössten
Massstab auf das gegebene Compositionsmotiv anwenden.
Diese Höfe hiessen alla romana gebaut. Jac. Sansovino baute wnach
den Regeln Vitruv's(( Pal. Delfino, Pal. Gornaro etc.
Sanrnicheli, noch freier, öffnete am Palazzo Grimani die Ober-
geschosse zu Riesenfenstern gleich Triumphbogen. Auch an seinem
Palast Bevilacqua zu Verona (Fig. 115) gab er dem Obergeschoss, über
einem Rusticaerdgeschoss, den Character hoher Festlichkeit; am Palast
Pompei ebenda den Character ernster Pracht (Fig. 116).
Mailand hat bei einer Fülle trefflicher Bauten doch keinen be-
sondern Palasttypus und Genua erhält den seinigen erst später. Neapel
ist auffallend arm an Palästen der guten Zeit.
Die mailändischen Backsteinhöfe etc. ä. 46. Ueber Genua 105.
In Neapel ist schon im XV. Jahrh. die Vorliebe für grosse Einfahrten
bemerklich; das einzige wahrhaft classische Gebäude, Pal. Gravina von