Kapitel.
Die
des
Composition
Palastbaues,
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Verglichen mit den dürftigen ähnlichen Angaben bei Vitruv (L. VI,
c. 4 bis 6), der Weder Gewölbe noch Fenster mit in Rechnung zieht,
zeigt sich hier ein ungemein grosser Fortschritt.
Wesen
und
Palastes
des
Anfang
Renaissance.
der
Die ideale, allgemeine Aufgabe des Civilbaues spricht sich Weniger
klar an Residenzen und öffentlichen Gebäuden aus, welche ihre be-
sondern und verschiedenartigen Zwecke zu verwirklichen haben , als
an den Privatpalästen, Welche die Einheit des Willens und des Zweckes
an der Stirne tragen und durch ihre Gleichartigkeit bestimmte Styl-
gruppen bilden können.
Der Palazzo in diesem bestimmten Sinne ist ein monumentaler Bau,
an welchem jede oder wenigstens die Hauptfronte nur Einen Gedanken,
diesen aber mit der vollsten Kraft ausspricht, und dessen Grundplan in
einer regelmässigen geometrischen Form beschlossen ist.
Dieser Einheit fügen sich auch die einzelnen Zwecke, die unter Einem
Dache erreicht werden sollen, mindestens eben so gut als einer ver-
zettelten Anlage; auch lohnte es bei der Gleichartigkeit der Aufgabe der
Mühe, die günstigem Arten der innern Anordnung immer zweckmässiger
und schöner auszubilden und zum Gemeingut zu machen.
Einen Organismus im strengem Sinne kann man von dem Palazzo
nicht verlangen, da das Viele und Verschiedene, das er umfasst, sich
eben nicht als Vieles, als Gongregat ausdrücken darf, sondern einer grossen
künstlerischen Fiction unterthan wird.
Bald nach Anfang des XV. Jahrlm, noch unabhängig von dem
Formalen der Renaissance, zeigt sich eine Bewegung im Palastbau,
Welche wesentlich auf einen Fortschritt im Zweckmässigen und Be-
(IUGIIIGH
hinstrebte.
Vgl. bei Milanesi II, p. 144 den wichtigen Brief des in Bologna-
weilenden Jacopo della Quercia 1428 an die Behörden seiner Heimath
Siena, welche sich bedeutender Bauten halber um einen Meister erkun-
digte: der Betreffende, Giovanni da Siena, sei beim Marchese (Nicolö) von
Este in Ferrara mit 300 Ducaten jährlich und freier Station für 8 Per-
sonen zum Bau eines grossen und starken Schlosses in der Stadt ange-
stellt, ßkein Meister mit der Kelle in der Hand, sondern ein chonponitore
e giengiero, d. h. Ingenieure; in Bologna selbst sei der treffliche Fiora-
vante, der den zierlichen Palast des Legaten und in Perugia das Schloss