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Buch.
Erstes
Architectur.
Indess besass der italienische Klosterbau ein Element, welches
ihm mit der Zeit jede grosse und freie Combination sehr erleichterte,
nämlich die Säulenhalle statt des geschlossenen, bloss mit Fenstern
und Thüren nach ausscn geöffneten Kreuzganges.
Auch bei geschlossenen Gängcn mit Brustwehrnuauern, wie z. B. den
Klosterhöfen am Lateran und an S. Paul (ä. 16), und sogar bei eigent-
lichen Mauern mit Fenstern, z. B. dem Camposanto zu Pisa bleibt der
Einfall von Licht und Luft beträchtlich stärker als im Norden.
Weit das häufigste aber sind seit der Römerzeit die offenen Bogen-
hallen; mit antiken Säulen z. B. die prächtigen Atrien der Dome von
Capua und Salerno, welche wir wohl hier mit anführen dürfen (XI.
Der Gharacter der offenen Halle, von Säulen oder Pfeilern, lag
wesentlich darin, dass sie zum Erdgeschoss des Hauptbaues des Klosters
gehörte (während der nordische Kreuzgang viel feierlicher abgeschlossen
war), dass sie bei geringerem Aufwand eine sehr viel grössere Freiheit
der Anordnung, namentlich der Intervalle gestattete und dass der Inhalt
der Halle (Fresken, iGrabmäler) auch vom Hofe aus sichtbar war.
Während ferner das nordische Kloster bloss Einen Kreuzgang hat,
wird in Italien die Halle um alle Höfe herumgeführt und dient als Aus-
druck auch für einzelne Gänge in allen Theilen und Stockwerken des
Klosters. Hauptbeispiele der gothischen Zeit: die Höfe des Santo zu
Padua; die Höfe und Aussengalerien etc. an S. Francesco zu Assisi.
Alla Quercia zu Viterbo über einem gothischen Erdgeschoss eine schöne
obere Halle in Renaissance.
Uebersicht
Klosterbaueä.
des
Die Renaissance bekam in Italien wieder grössere und prächtigem
Klöster zu bauen als die nordischen des XV. Jahrh. sind. Die treff-
liche rationelle Anlage und die Schönheit und Vielgestaltigkeit ihres
Hallenbaues geben denselben eine hohe Bedeutung. Einzelne Haupt-
räilme des Innern erreichten hie und da eine Ausbildung, welche schon
damals als classisch galt.
Die damalige Zerrüttung des Benedictinerordens im Norden ist bekannt.
Für Italien kommen ausser den grossen Carthausen, Gamaldulenser- und
Cassineilserklöstern wahrscheinlich auch in künstlerischer Beziehung Val-
lombrosa und Alla Vernia in Betracht, die dem Verf. nicht bekannt sind.
Der Hallenbau, auf Säulen oder Pfeilern, schafft aus dem Gontrast
der Stockwerke mag das Obergeschoss eine Mauer mit Fenstern oder