Buch.
Erstes
Architectur.
oder er ordnete sie dem Ganzen, zumal der Kuppel, unter. Die einseitige
Ausbildung der hievon emancipirten Fassade war ein Unglück. Allein
sie bildet nun einmal, wie Alberti ominöser Weise schon 1447 gesagt
hatte, eine musica, und man wird dereinst wieder von ihr lernen, wenn
gewisse Täuschungen aus der Architectur unseres Jahrhunderts geschwun-
den sein werden.
Die Fassade Einer Ordnung, wie sie jetzt besonders Palladio liebte,
ist von der Bauwahrheit um einen Schritt weiter entfernt als die von
zwei Ordnungen, weil sie auf den Breitenunterschied von Oberbau (Mittel-
Sßlliff) und Unterbau (Nebenschiife oder Capellenreihen) keine Rücksicht
Änimmt; dazu ist sie schweren Disharmonien des Einzelnen unterworfen.
Die nunmehrigen Elemente der Fassade von zwei Ordnungen, wie
sie sich damals festsetzen und bis tief in die Barockzeit behaupten, sind
folgende:
Die Ordnungen, unten meist corinthisch oder dorisch, oben Composita,
lsind ausgedrückt vorzugsweise in blossen Pilastern, seltener in Halb- oder.
Dreiviertelssäulen oder isolirten Säulen mit Begleitung von Pilastern;
ihre Gruppirung dient dazu, die Fassade zu gliedern; Friese und Archi-
trave schmucklos; leises Vortreten des mittlern Theiles der Fassaden-
fläche und folgerichtig auch {des Giebels; kräftige Bildung der Haupt-
pforte, etwa mit vertretenden Säulen, wenn sonst die Wandordnungen
nur aus Pilastern bestehen; Nischen, vertiefte quadratische Felder,
Welche als Andeutung von Reliefs gelten mögen; mächtige Bildung
des Hauptfensters; Schmuck von Laubwerk und Gartouchen, etwa
von Gapitäl zu Capitäl gehend; hie und Ada der Dachrand mit Balu-
straden, Statuen und Akroterien geschmückt; die Voluten derb gebildet;
diess Alles proportional zusammengestimmt sowohl in Beziehung auf
die Grösse als auf die stärkere oder mässigere Plastik der sämmtlichen
Theile.
Besonders einflussreich: die Fassaden von S. Spirito in Rom (von
Ant. Sangallo d.
S. Caterina de" Funari und S. M. de" Monti (Fig. 67, von Giacomo
della Porta, der unter Michelangelds Einfluss stand);
S. M. traspontina (von Salustio Peruzzi, dem Sohn des Baldassar);
lauter mittlere und selbst kleine Bauten, und desto brauchbarer als
Vorbilder.
Häufig hat, zumal an kleinern Kirchen, das Obergeschoss der Fassade
die volle Breite des untern, sodass grosse Theile davon in der Luft stehen.
Das XVII. Jahrh. vervielfachte dann die Glieder, betonte sie stärker
und begann sie endlich zu brechen und zu schwingen.