IX. Kapitel.
Die
der Kirchen.
Gomposition
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Spätere Gentralbauten des XV. Jahrhunderts.
In der zweiten Hälfte des XV. Jahrh. kommen Versuche, Nach-
richten und Idealpläne, doch auch bedeutende noch vorhandene Lösungen
des Problems vor.
Bei Polifilo (ä. 32) der Durchschnitt eines runden, innen auf einem
Kreis von Pfeilern mit vertretenden Säulen ruhenden Kuppelbaues mit
Umgang; aussen Pfeiler mit Halbsäulen und von diesen gegen die Kuppel
hinauf reiche Strebebögen. S. oben Fig. 1. Eine zweite Beschreibung
gilt einer Ruine in der Art der Mincrva medica.
Was ist aus der berühmten Rotunde Mantegnefs geworden? Vasari V,_
p. 231 im Commentar zur v. di Mantegna.
Francesco di Giorgio in seinem Tractat (ä. 31), Lettere sanesi III,
p. 117: aES gibt 3 Hauptgestalten der Kirchen, auf welche man die
unzählig vielen vorhandenen zurückführen kann: Die vollkommenste ist
die runde, die zweite ist die viereckige oder mit einzelnen Fassaden, die
dritte ist aus beiden zusammengesetzte Jedenfalls gilt der Gentralbau
auch hier als das Höchste.
Das ältere Brüderpaar Sangallo reicht in der Form des griechi-
schen Kreuzes bei kleinerem Massstabe bereits nahe an die Vollkom-
menheit.
Madonna delle carceri zu Prato (Fig. 33), 1485 begonnen von Giu-
liano; über den kurzen Kreuzarmen mit geraden Abschlüssen schwebte
auf niedrigem Cylinder die leichte Kuppel mit 12 kleinen Rundfenstern;
höchster Zauber des Raumes und edelgernässigte Decoration.
Madonna zu Montepulciano (Fig. 34), 1518 erbaut von Antonio, ein
ähnlicher Grundplan, aber stark in die Höhe getrieben und mit der derben
Plastik des XVI. Jahrhunderts. Vgl. ä. 79.
Andere Florentiner: Cronaca's achteckige, mit 4Ecknischen versehene
Sacristei bei S. Spirito 1493 voll Adel und Zierlichkeit;
Pintellfs Octogon in S. Maria della Pace zu Rom, auf alle Weise
misslungen.
Venedig hilft Wenigstens die Erinnerung an den lichtbringenden
Cylinder und an die Calottenform der Kuppel wach halten, bis sich
die grosse Baubewegung dieses byzantinischen Elementes bemächtigt.
Es sind die vielen kleinen Kirchen quadratischer Anlage mit einer
Kuppel über den vier Mittelpfeilern gemeint, deren Haupttypus (Fig. 35
und 36) S. Giovanni Grisostomo ist (1483, von Tullio Lombardo). Für