Kapitel.
VII.
des XVI. Jahrhunderts.
Forrnenbehandlung
Diev
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Vasari (I, p. 41 in seinem eigenen Leben) entschuldigt sie noch. Aehn-
liches schon bei Vitruv Vll, 3.
Manche dieser Gewölbe sind schwer von den echten zu unterscheiden,
sl die Decken in Pal. Doria zu Genua, von Perino del Vaga. und seiner
Schule, meist nur verschalt.
Endlich wird jetzt erst im Innern der Paläste das System der
Pilaster und Gesimse vollständiger durchgeführt.
Das XV. Jahrh. hatte sich noch gerne mit blossen Wandconsolen
begnügt, auf welchen die Gewölbekappen ruhten. Jetzt erhalten namentlich
Gorridore und Treppen eine strengere Gliederung durch Pilaster. Pracht-
beispiel: Rafaels Loggien.
S. 56.
Die Formen der Nachblüthe.
Das Detail der Zeit von 1540 bis 1580 ist im Ganzen wieder
um einen merklichen Grad derber, aber schon ohne Liebe, wesentlich
nur auf die Wirkung im Grossen hin gebildet.
Michelangelds verhängnissvolle Freiheiten, worunter das Vorrücken
der Mauerrnassen zwischen den Säulen in der Vorhalle der Laurenziana
zu Florenz, so dass die Säulen, zu zweien gruppirt, in Kasten zu stehen
scheinen; ein offener Hohn gegen die Formen. Vasari meint von Mfs
neuerfundenen Formen freilich, sie seien nicht nur Ischön, sondern mara-
vigliose; I, p. 120, lntroduzione. Vgl. ä. 29.
Das bekannte Werk des Vignola verbreitete überall diejenige Redaetion
der antiken Ordnungen, welche fortan die conventionelle wurde; daneben
Palladio und später Scamozzi u. A.
Späte vereinzelte Eiferer für die echten Formen des lonischen: Gio.
Battista Bertano, Vasari XI, p. 248, v. di Garofalo, und Giuseppe Porta,
Vasari XII, p. 83, Nota, v. di Salviati. Die spätern Vitruvianer ä. 28.
Die Allgemeinheit und Gleichgültigkeit der Formen stand im Zusam-
menhang mit der Nothwendigkeit, rasch, viel und monumental mit be-
schränkten Mitteln zu bauen.
Der Backstein, noch in Bramantds spätern Bauten herrlich wirkend
auch wo die Gliederungen von Stein sind (Seitenfronte der Cancellaria,
ursprüngliche Gestalt des Obergeschosses um den vaticanischen Giardino
della Pigna) und ebenso noch in Baldassar Peruzzi's kleinern Bauten zu
Siena, wird jetzt als vermeintlich unedlerer Stoff in der Regel überrnörtelt.
Palladio fügt sich sogar in bemörtelte Backsteinsäulen. (Anderswo in Ober-
italien aber lässt man den Backstein noch bis in's XVll. Jahrh. an einigen
trefflichen Bauten offen sehen.)