bis {auf Cigzxani.
Die Caracci, ihre Zög]. u. Nachf.
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sich bewegen. Die, welche Tugendhafte spielen, haben so
sanften, aufrichtigen, licbreicheu Andruck, dass sie Liebe
zum Guten einilössen. Eben so flössen die Bösen und Verbre-
eher tödtliehen Hass ihrer Laster ein, Niemand helfe ander-
wärts schönere und manniehfaltigere Gewänder, lieblichern Putz,
oder majestütischere Mäntel zu finden! Die Figuren sind an
ihrem Orte und in einer Stellung, die dem Ganzen dient, und
durch das Ganze geht ein Licht, das die Seele erfreut, sich
aber in den Masken der schönem Gesichter immer mehr und
mehr belebt, damit sie Auge und Herz zuerst anziehen. Das'
Angenehmste des Schauspiels ist, die Bühne von einem Ende
zum andern zu durchlaufen und zu beobachten, wie jedes seine
Rolle spielt. Gewöhnlich bedarf es keines Dolmetschers, zu er-
klären, was sie empfinden oder sagen, allen steht es in Gebär-
dung und Gesicht geschrieben; hätten sie Worte, sie könnten
dem Ohre nicht mehr sagen, als hier dem Auge. Ein Beweis
ist die Geiselung des heil. Andreas zu S, Gregorio in Rom,
die er mit Guido wetteifernd malte und seinem zum Galgen
geführten Andreas gegenüber stellte. Es ist eine verbrauchte
Geschichte, dass eine alte Frau lange vor Domeniehino's
Bilde gestanden und es Stück für Stück einem liinde neben
sich erklärt, dann aber sich nach Guido's Bilde gewendet,
es ohenhin besehen habe und fortgegaxigen sei. Man erzählt
noch dabei, dass Annihale, der dies erfahren, auch darum
das erste Werk dem zweiten vorgezogen habe. Ferner sagt
man, als er einen der Henker gemalt, habe er in, Zorn zu
gerathen gesucht, drohend sich gebärdet und gesprochen, An-
nibale aber, der ihn dabei überrascht, habe ihn umarmt und
gesagt: „Domenico, heute lerne ich von dir." So neu und
doch wahr schien ihm, dass der Maler, wie der Redner, in
sich fühle, was er Andern darstellt.
Gleichwol ist diese Geiselung nichts gegen die
nion des heil. Hieronymus 26), oder das Martyrthunx
Commu-
der heil.
26) Die Communion ist nicht, wie die Geiselung, ein Frescobild,
sondern ein Ällarbild in Oel, das sich 1820 in der Gemiildesamm-
lung im Vatican befand. Früher war es in der Kirche della Carilä.
zu Rom. Am vorzüglichsten ist es von Jak. FreiQgestochen.