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Oberitalien.
Drittes Buch.
Die bologner Schule.
S. Angiolo in Pescheria, wo er einige Lehensauftritte des
heil. Andreas malte, so kann er mit den besten Mitschülern in
die Rennbahn treten. Als er in der Folge des Meisters Ge-
fälligkeit mishrauchte, und ihn durch seine Zwisehenträge-
reien von Agostino, Albano und Guido entfernte, erhielt
er den gewöhnlichen Lohn der Ohrenblüser. Annibale riss
sich von ihm los, und nun, dieser Stütze beraubt, ward er im-
mer kleiner und kleiner. Anton Maria Panico mied
Roms Kunsteinsichten, diente dem Mario Farnese und lebte
auf seinen Gütern, in Castro, Latera, Farnese malend, in des-
sen Dom er das Messgemälde lieferte, woran Annibale half,
ja sogar einige Figuren dazu gab. Baldassare Croci wird
von Orlandi zu Annibale's Schülern gerechnet, von Mal-
vasia zu Guido's Nnchahmern. Baglione giebt ihn für
älter, als alle drei Caracci aus, und führt ihn in Rom auf
von den Zeiten Gregorius an. Diese Schriftsteller überein-
stimmig zu machen, könnte man sagen, er sei immer in Rom
geblieben und habe, schon betagt, die Muster seiner tüchtigen
Mitbürger benützt. So viel man im Stadthause von Viterho,
und in einer Kuppel der Jesuiterkirche, in den grossen Lebens-
auftritten der heil. Susanne und anderwärts in Rom sieht, ist
sein Styl leicht, natürlich, so dass er als ein gewandter und
guter Wandmaler, nicht leicht als Caraccist gelten kann.
Gio. Luigi Valesio aus der Schule der Caracci, war-ein
er spät trat und mehr Miniatur und Kupferstechen, als Malen
lernte, ging nach Rom und machte dort in Diensten der Lo-
dovisier unter Gregor XV. viel Aufsehen. Er wird in TMa-
rini's und anderer Dichter Werken nicht sowol wegen seiner
Kunst gelobt, worin er mittelmässig war, als wegen seines
Glücks und seiner Betriebsanxkeit. Er gehörte zu denjenigen
Menschen, die ihr mangelndes Verdienst durch andere leich-
ter zum Vortheil führende Mittel zu ersetzen wissen, zu rech-
ter Zeit die beschenken, die ihnen nützen können, Heiterkeit
bei Herabsetzung heuchelxi, Genien unterstützen, sehmeicheln,
sich beliebt und Partei machen, bis sie ihren Zweck erreichen.
So hielt er sich einen Wagen in Rom, wo Annibale meh-
rere Jahre keinen andern Gehalt für seine rühmlichen Arbeiten
hatte, als ein Dachstiibchen, Lebensunterhalt für sich und ei-
nen Diener, und 120 Scudi jährlich. S. Malvas. T. l. p. 574.