Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Dritter Band)

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Oberitalien. 
Drittes Buch. 
Die bologner Schule. 
Preise, welche Guido in der Malerei aufbrachte. Die Ca- 
racei waren nur kiirglieh bezahlt worden. Das gesteht Graf 
Malvasia und unterlässt dabei nicht, auf das enge Haus hin- 
zudeuten, und das mässige Glück zu schildern, in welchem 
Lodovico starb; die andern beiden starben noch ärmer, als 
er. Uebrigens hinterliessen alle drei nicht, wie andere Maler, 
einen rcchtmässigen Sohn, der ihre Schule fortsetzte; sie 
lebten unverehlicht und pflegten zu sagen, die Kunst sei ihre 
Gattin. Diese allein liebten, ihr allein dienten sie aber auch 
leidenschaftlich, um sich selbst beinahe unbekümmert. Sogar 
bei Tische hatten sie Papier und Bleistift neben sich und, beob- 
achteten sie eine malerische Gebiirde, so zeichneten sie sofort sie 
zur Erinnerung nieder. Auch förderte sie diese ihre Freiheit 
mehr als alles in der Kunst. Hätten sie ein Weib ins Haus 
genommen, so hätte es mit seinem Geklätsch die Eintracht 
und Freundschaft zerrissen, womit jeder von ihnen seine An- 
sichten rnittheilte und die der andern nützte. Dazu hätte es 
wahrscheinlich auch die Eil befördert und den nachdenklichen 
Fleiss vermindert. Wenigstens haben so Viele, um den Auf- 
wand einer Frau, oder dem Bedürfnis einer Familie zu genü- 
gen, sich der Eil und Nachlässigkeit ergeben. Als nun Lo- 
dovico alt geworden und die Vettern gestorben waren, so 
blieben aus dieser Familie zwei Zöglinge übrig, Francesco 
in Bologna und Antonio in Rom. ' 
 Francesco war der jiingereiBruiler Agostino's und 
Annibale's. Stolz auf diese Verwandtschaft und sein treff- 
liches Talent zu zeichnen, wie sein vor-ständiges Malen, wagte 
er, seinem Meister Lodovico eine Schule entgegenzustellen, 
und über deren 'l'hiire zu schreiben: dics ist die wahre 
Schule der Caracci. Er fand aber keinen Glauben in Bo- 
logna, sondern machte sich vielmehr als Verfolger und Frev- 
ler an Lodovico verhasst, dem er doch das wenige Ghte, 
das er noch gemacht hatte, verdankte, nämlich das Bild in 
S. Maria Maggiore, mit mehrern Heiligen, welches der gute 
Vetter ihm ganz iibermalte. Als er nachher nach Rom ging, 
und beifällig aufgenommen worden, ward er auch dort bald er- 
kannt und verachtet, und starb 27 Jahr alt im Siechhause, 
ohne eine Spur seinesPinsels zu hinterlassen. Ganz anderer 
Art war Antonio Caracci, Agostino's natürlicher Sohn
	        
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