Die Caracci, ihre Zögl. u. Nachf. bis auf Cignani.
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dem Alten aber, der abgewendet steht, die Aufmerksamkeit
auf das Spiel, die Freude an einem solchen Zögling und (lag
Streben ansieht, dies Gefühl zu verbergen, um ihn nicht eitel
zu machen 22).
So feine Arbeiten hat er wol in Bologna nicht hinterlas-
sen; indess ist auch dort noch immer seit den Zeiten der Ca.
racci eine Partei, welche Lodovico dem Annibale vor-
zieht. Erwäge ich nun, dass Annibale zu dem Erblass sei-
ner Schule auch den Reichthum fügte, welchen griechische
Geister mehrerer Orte und Jahrhunderte in ihrem Style Vergin-
ten; bedenke ich die Fortschritte, welche Domenichino,
Guido, Albano und" Lanfranco machten, nachdem sie
seinen neuen Styl in Rom gesehen, und wie viel daraus Al-
gardi für die Bildhauerei gewann, wie nach Passeri zu
vermuthen steht; ferner, wieviel durch ihn die so anmuthige,
gefällige, liebliche niederländische und holländische Malerei ge-
wonnen, so scheint mir die ausser Bologna durchgängige An-
sicht, dass Annibale der grösste Maler dieser Familie sei,
dem Wahren näher zu kommen. Will man, so kann man hin-
zufügen, dass Agostino der beste Kopf, Lodovico, dem
wir Beide zu verdanken haben, der beste Lehrmeister gewesen.
Als solchen hat ihn auch Abate Magnani, Bibliothekar und
Professor der Beredtsamkeit des Instituts, in einer Rede über
die schönen Künste geschildert, die nebst andern desselben
Verfassers zu Parma bei Bodoni erschien.
Die drei Caracci bezeichnen gleichsam die Gränze der
goldnen Zeit unserer Malerei. Sie sind die letzten vorzüglichen
Meister, wenn man nicht diesen schönen Zeitraum durch et-
liche ihrer Schüler verlängert annehmen will.b Es lebten in
der Folge gar treliliche Meister; von da an aber hielt man
sie für minder gross nnd gediegen und so lieset man Klagen
über das Sinken der Kunst. Manche haben auch wol mit
Guido den Anfang des silbernen Zeitalters bezeichnet und
bis auf Giordano fortgeführt, theils wegen des geringem
Verdienstes der Künstler, tbeils wegen der um so grössern
l
Lazzarini
Calaloga delle
pitlure
Pesaro , p.
L.
di
118.
III. Bd.
F