so
Oberitalieh.
Drittes Buch.
Die bologner Schule.
bestellte er Tugeudbilder, wie Herkules am Seheidewege, Her-
kulesl, der die Welt trügt, Ulysses den Befreier; in der Gal-
lerie mehrere Fabeln vom tugendhaften Amor, wie Arion und
Prometheus; andere wieder von dem lasterhaften, unter wel-
chen mitten am Gewölbe ein staunenswerthes Bacehanal sich
auszeichnet. Das Werk ist trefilich vertheilt und mannichfal-
tig durch Eirunde, Friese,"l'elamonen bald aus Gyps, bald
in Helldunkelj wo man seine fortgesetzten Nachbildungen nach
dem farneser Herkules und dem Torso zu Belvedere wieder-
iindet, den er genau zeichnete, auch ohne ihn vor Augen zu
haben. Auch alles Uebrige athmet griechische Zierlichkeit,
raffaelische Anmuth, Nachahmungen nicht nur seines T i-l
baldi, sondern auch Buonarrotfs und alles Heitere und
Kräftige der Venediger undULombarden. Dies war das erste
Werk, wo, wie in einer Pandora, alle Gcnien der italischen
Schulen ihre Gaben vereinten, und das Staunen, das es in
Rom erregte, die Umwälzung, die es in der ganzen Kunst ver-
anlasste, habe ich ihres Ortes erwähnt.
Um dieser Arbeit willen wird er nach den ersten drei
Meistern von Mengs auf den vierten Thron gesetzt; ja, in den
Formen männlicher Körper hält er ihn für alle ühertreiiend.
Poussin behauptete, nach RaffaePs Arbeiten könne man
nichts Besseres sehen, und den so gut gemalten Fabeln selbst
zog er die schon erwähnten Telamonen, oder Termini und
die übrigen Nackten vor, worin der Maler sich selbst über-
treffen habe. B a g li o n e schreibt ihm das damals bei-
nah abgekommene Verfahren zu, nach der Natur zu eolori-
ren, und die wahre Kunst, Landschaften zu malen, welche
die Niederländer in der Folge uachahmten. Noch könnte man
den Gebrauch von Zerrbildern hinzufügen, die keiner besser
nach der Natur aufnehmen und durch Phantasie steigern konnte.
In Roms Sammlungen finden sich viele Bilder Annibale's
in diesem seinen neuen Style; eins im Palast Laneellotti,
klein und mit Leimfarbe gemalt, kann sich, möchte lieh fast 'sa-
gen, mit den besten herkulanischen messen. Es ist ein Pan,
der dem Apollo die Schalmei spielen lehrt; die Figuren sind
meisterhaft gezeichnet, gemalt und gestellt. Sie sind in- sol-
chen Gebärden, dass man dem Jüngling die Unterwüriigkeit
und die Besorgnis, falsch zu spielen, auf dem Gesichte lieset,