u. Nachf. bis auf Cignani.
Die Caracci, ihre Zögl.
79
findet in seinen ersten Arbeiten den Schein, aber nicht die
Tiefe des coreggidschen Styls; aber der Schein ist so
schmeiehlerisch, dass er ihn für einen der besten Nachahmer
jenes grossen Musters zu halten zwingt. Seine Kreuzabnahmg
bei den Kapuzinern in Parma federt jeden grossen Jünger der
parmaischen Schule heraus. Noch berühmter ist das Gemälde
des heil. Rochus, ein InbegriE der Vollkommenheiten mehrerer
Künstler; von Guido Reni in Kupfer geützt. Es ward für
Reggio gemacht, kam von da. nach Modena, und endlich
nach Dresden. Es stellte den Heiligen dar, wie er an einer
Säulenhalle auf einem Gestell den Bettlern seine Reichthümer
austheilt; eine x nicht sowol an Figuren, als an Belehrungen
höchst reiche Dichtung! Eine Schaar von Armen, verschie-
den durch Krankheit, Alter, Geschlecht, auch in den Gruppen
und Handlungen wundersam mannichfaltig; der eine empfängt
mit Dank, der andere harrt ungeduldig, der dritte zählt freu-
dig das Geld; alles ist Elend und Niedrigkeit darin, und doch
Spricht alles die Fülle und den Adel des Künstlers aus m).
ln Rom aber, wohin er im Jubeljahr" 1600 ging, trat er eine
andere Laufbahn an: „er miissigte sein Feuer", sagt Mengs,
„verbesserte das Uebertriebene der Formen, ahmte Raffael
und die Alten nach, behielt aber doch noch Coreggio's
Styl theilweise bei, um das Grossartige zu bewahren" (T0. H.
I1 Dasselbe ungefähr hatte Albano in einem Briefe bei
Bellori (p. 44.) gesagt und dazu, dass, nach dem Urtheile
von Kennern, Annibal "den Vetter bei weitem überflügelte,
als er, ausser RaffaePs Werken, auch die schönsten alten
sah." Dort malte er in mehrern Kirchen; aber all' ein Be-
Stes, und fast den ganzen Grund der durch ihn wieder gehobe-
nen Kunst muss man in dem farneser Palast suchen. Die Ge-
genstände wurden von Aguechi gewählt und sind nebst den
Allegorien bei Bellori angegeben In .einem Nebengemach
20) Vgl. A. Hirfs Kunstbemerkungen auf einer Reie über Wit-
tenberg um! Meisseln nach Dresden und Prag S, 75, wo überhaupt
von den drei Caracci gehandelt wird. W.
21) Gerade, wo sich Nachahmung anderer Meister verräth, kann
ich An n. am wenigsten bewundern, mehr da, wn er sich meisterhaft
in Benutzung des Modells zeigt, wie an vielen Gestalten in der Galle-
rie Farnese. Die Frescomalerceiexi (ÜBSGI Gallerie sind von Carl
Cesio in Kupfer gestochen, Q-