Die Caracci, ihre Zögl. u.Nachf. bis auf Cignani.
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Er blieb IlOChxIllCht vierzehn Tage dort, kehrte nach Bologna,
überlebte Agostino siebzehn, und Annibale zehn Jahre.
Von seinen Vettern getrennt und betagt arbeitete er. etwas
minder fleissig zwar, aber stets meisterlich und musterhaft.
Seinem Ruhme schaden einige Verzeichnungen jener Zeit nicht;
wie in der Hand des Erlösers, der den Matthäus, ihm zu fol-
gen, beruft, oder am Fusse der Verkündigung zu S. Peter;
Fehler, die er spät bemerkte und" vor Kummer über welche
er, man kann es wol sagen, starb. Andere riiinder gegrün-
dete Ausstellungen eines Reisenden an ihm hat Crespi in
den Lett. pitlor. T0. VII. Br. 4. gut widerlegt.
Agotino lmalte wenig, meistens mit seinen Stichen be-
schäftigt, womit er Brot und Ehre unter den Künstlern gewann").
Dies hat die Kunst wol gefühlt, die in ihm einen Geist ver-'
lor, der ihr, gleichwie seine Brüder, förderlich seyn konnte.
Er hatte mehr Eriindsamkeit, als einer der Caracci;
Viele machen ihn auch zum Ersten in der Zeichnung; und geq
wiss ist, das er in Stichen die Umrisse der Urbilder berich-
tigte und verbesserte. 'Als er aus Venedig zurückimm, legte
er sich absichtlich mehr auf das Colorit, und täuschte ein le-
bendiges Pferd mit einem gemalten, wie man schon von Apel-
ies erzählt. Dem Annibale half er an einem Gemälde für
die Karthüuser. Seine Zeichnung ward vorgezogen, und da-
mals lieferte er in jener Communion des heil. Hieronymus eines
der berühmtesten Bilder in Bologna m). Es scheint nichts wei-
ter zu wünschen an der Andacht des heiligen Greises, an der
Frömmigkeit des ihm das Abendmahl reichenden Priesters, am
Ausdruck der Umstehenden, die den Sterbenden aufrecht halten,
Seine letzten Worte hören, die sie, um sie nicht zu vergessen,
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17) Bartsch giebt 274 einzelne Blätter an, die Agot. zuge-
schrieben werden. Ausserdem hat man noch ein Zeichnenhuch von
S0 Bl. (Vas den Geschmack der Carßcci hinreichend bezeichnet,
ist, dass Agost. nichts oder wenig nach Raffael gestochen hat.
Q.
18) Jetzt in der Gallerie der Akademie daselbst, ein Stich davon
in der Pinacuieca. Domenichino malte denselben Gegenstßlld
fast auf gleiche Art, nur alle sleelenvnller, von innen heraus beleh-
ter. lm Jahr 1820 befand sich dies Bild Dnmeuichindi in der
Gemäldesammlung, die im Vatican von Pius Vll. aufgestellt wer.
Q.