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Oberitalien.
Drittes Buch.
Die bologner Schule.
ehe er Bologna verliess, unter Domenico Tibaldi 3) schon
im Kupferstechen gewonnen, so Sßllritt er in Venedig mit
Cort 4) darin so vorwärts , dass dieser eifersüchtig auf ihn
ward und ihn aus seinenl Arbeitszimmer jagte; doch vergebens.
Agostino galt schon für den Marco Antonio seiner Zeit 5).
Annibale, der nur Eins zu treiben geeignet war, legte sich
in Parma und Venedig lediglich 5) auf die Malerei und nützte die
Arbeiten und Gespräche der grossen Männer, von welchen damals
die venediger Schule gedrängt voll war. Damals, oder kurz
nachher, lieferte er schöne Abbilder Coreggiws, Tizia-
n Ms, Paolo's und kleine Gemälde in ihrem Geschmack.
Ich habe etliche in Genua beim Marchf Girolalno Durazzo ge-
sehen, in verschiedenen und aumuthigen Stylen.
Nachdem sie als grosse Künstler heimgekehrt waren, hatten
sie lange mit dem Schicksal zu kämpfen. lhre ersten Arbeiten
es waren einige Fabeln von Jason an einem Fries des Hauses
Fari obwol mit Lodovico's Beistand geliefert, wurden von
den alten Malern mit unerträglichem Hochmuth als ungenau
und unzierlich getadelt. Der Tadel erhielt Gewicht durch das
Ansehen dieser Meister, die in Rom gelebt hatten, mit Gedichten
und Anstellungsbriefen beehrt und von dem verderbten Jahr-
hundert als Stützen der Kunst angesehen wurden. Ihnen spra-
chen die Schüler, und diesen die Menge nach; und dieses
3) Domenico Pellegrin i, genannt Tihnldi, Maler, Baumei-
ster und Kupferstecher. S. Lc JJe-intre Grazmur Vol. 18. p. 19. Er war
ein flüchtiger Stecher, und mit Ausnahme eines Blattes nach Tizian
N0. 5. die heilige hlagdalene, sind die andern Blätter nach seinen
und anderer Nlanieristen Erfindungen gestochen. Q.
4) Corneille Cort soll in Rom eine Kupferstecilersclnule ge-
gründet huben und um 1578 gestorben seyxi, was sich mit der Zeitan-
gnlae in Lanzi nicht vereinen lässt. Diczirnmaire des arlfszvs (Ion!
nous avuns des estmnpes, avecwnze native dehiilläe de lears rnwru-
ges graväs. de He: inecke Tuni. 4. p. 34]. Q.
5) Mit M urc Antonio hatA gost. Caracci nicht die entfernieste
Aehnlichkeit. Jener brauchte den Grabstichel dazu, edle Formen zu
zeichnen und immer nur als Mittel zu diesem höhern Zwecke, indess
A gostino sehr oft, um seine Geschicklichkeit ili Strichen zu zei-
gen, die Form weniger berücksichtigte. Q.
(i) Nichis desto weniger hat Annibale auch gestochen und seine
Arbeiten in dieser Kunst sind geistreicher, als die des Agostin.
Burtsch Peinire Graveur Vol. I8. schreibt ihm mit: Gewissheit acht-
zehn Blatt zu. N0. 4. Le Christ de Caprurole, eine Kreuzabnahme,
ist meisterhaft gestochen und gezeichnet. Q.