Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Dritter Band)

Die Caracci, 
ihre Zögl. u. Nachf. bis auf Cignani. 
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hunderten. In den vorigen Büchern sind wir fast alle_ Schulen 
durchgegangen, und haben früher oder später entweder die 
Caracci selbst, oder ihre Zöglinge, oder doch ihre Nachfah- 
ren die alten Grundsätze umstürzen und neue einführen ge- 
sehen, so dass kein Maler auftrat, der nicht in einer oder 
der andern Beziehung Caraccist beissen konnte. Wie es fnun 
Reisenden angenehm ist, wenn sie lange einem königlichen 
Strome entlang gewandelt, höher aufwärts zu gelangen und 
seine Quellen zu sehen, so wird es hoffentlich den Lesern lieb" 
seyn, nunmehr den Punct zu erblicken, von welchem dieser neue 
Styl in die Welt ausging und in nicht gar langer Zeit jede 
Schule erfüllte und beherrschte. Das wunderbarste darin ist 
für mich, dass er von Lodovieo Caracci ausging, einem 
Jüngling, der in der ersten Zeit sehr langsamen Geistes und 
eher zum Farbenreiben, als zu ihrer Verschmelzung und Be- 
handlung gemaeht schien. Seine Meister, Fontana in Bologna 
und Tintoretto in Venedig, riethen ihm, die Malerei, wozu 
er nicht tauge, aufzugeben; die Mitschüler verspotteten- ihn als 
geistesträgen Ochsen, und bezeichneten ihn auch mit keinem an- 
dern Namen; alles versehwor sich, ihn zu entmuthigen; nur er 
fasste Mnth, liess sich durch Widerstand nicht verwirren, son- 
dern nur aufregen. Seinedfrügheit; war aber auch nicht in Ver- 
standessehrvüche und Kurzsiehsigkeit, sondern 'l'iefsinn gegrün- 
det; er fürchtete das Ideal z) als eine Klippe, woran viele 
seiner Zeitgenossen gescheitert waren; allenthalben suchte Qr 
die Natur auf; über jede Linie gab er sich Rechenschaft; er 
glaubte, ein Jüngling müsse nur gut arbeiten, bis dies in Ge- 
Mittel und künstlerischen Kenntnisse, besonders der Formen des 
menschlichen Körpers , einführten , allein auch eine sehr nachtheilige 
Einwirkung, indem sie die Kunst auf da Erlerubare beschränkten, 
in der Erfindung auf fremde Muster hinwiesen und so die freischaf. 
fende Geistesthätigkeit in Schulregelu feßsellen. Die Rliltelmässigkeit 
befand sich dabei wohl, weil siesich in bestimmten Schranken sicher 
bewegen konnte und vor Ausartuugßn der lllanieristen geschützt war. 
Allein das Genie wurde mehr (nder weniger gehemmt, je xiachdem es 
zu eignet Selhsthätigkeit gelangen "konnte, und gewiss hätten Guido 
und Domenichino zu einer andern Zeit und unter anderer Lei- 
tung sich noch treillicher , origineller und freier entwickelt. 
 Q. 
2) In der falschen und schlechten Bedeutung, die L anzi dem Worte 
giebt.  Q. 
Ill. Bd.
	        
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