II. Zeitr. Versch. Manieren v. F rancia an bis auf d. Caracci.
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tiner Maler, den wir aus dem oben angeführten Briefe 'bei
Crespi kennen lernen, mag auch kein grosser Zwischenraum
liegen. Er ist auch durch ein Gemälde des Hauses Ereolani
bekannt: U. L. F. im Heiligenglanze mit Franeiseus, Clara und
noch zwei Heiligen. Es ist mit gewandtem Pinsel, lieblichem
Colonit, schönen Köpfen, ganz in baroeciseher Art, gearbeitet.
Ich darf die Maler des sechzehnten Jahrhunderts nicht ver-
lassen, ohne einen faentiner Cavalier genannt zu haben, der bis
zum Jahre 1620 lebte, wo er 83 Jahr alt starb. Er hiess
Niccolö Pappanelli, und lernte, für die Malerei begeistert,
in Rom unter den tiichtigsten dortigen Künstlern. Als er in
seine Vaterstadt zurückkam, lieferte er nebst mittelmiissigen
einige sehr schöne Arbeiten; wie denn ein heiliger Martin in
der Hauptkirche hinsichtlich dcr Zeichnung, wie der Farbe und
des Ausdrucks wunderschön behandelt ist. Auch er strebte
Baroccio nach. 'e
Andere Romagnolen dieses Zeitraums sind bei den Schulen
betrachtet worden , Wo sie am nleisten lebten, wie Ingo li
v o n R aven n a in Venedig, Za cco li ni der Cesenat in Rom,
der fauntiner A r d e n te in Piemont 1 o).
10) Je weiter die Zeit verrückt, um so mehr geht die Kunst zu-
riick, indem die grossen Meister des 15. und Anihzigs des 16. Jahr-
hunderts von den neuern immer weniger beachtet werden. Dagegen
scheint sich die Anzahl der Künstler und der Malereien zu vermeh-
ren, was daher kommt, dass in einer gehaltlosen Zeit viele Künstler
bemerkt und erwähnt werden, welche_ganz übersehn würden, wenn
sie bedeutende Zeitgenossen gehabt hätten. Das Lob wird immer ge-
schwäitziger, wenn von" Künstlern de Hi. und 17. Jahrhunderts die
Rede ist, weil die Mittelmässigkeit der Blmpfehlung bedarf und jeder
Schriftsteller, der seine Vaterstadt beschrieb, uns will glauben lassen,
dass sie Meisterwerke besitzt. Man nzache uns also keinen Vorwurf,
wenn man bemerkt, dass unsere Nuten zu solchen Zeiträumen der
Geschichte der Kunst spärlich ausfallen; denn diejenigen, welchen
Lanzi in seiner Geschichte der Malerei folgt, haben schon mehr ge-
than, als nötbig war. Es wäre demnach ein undankbares Geschäft
gewesen zu beweisen, dass die S a b batin i , S am ac chi ni und
viele Andere, die gegen das Ende des 16. Jahrhunderts angeführt und
gepriesen werden, nicht der Rede werth und Manieristen sind. Es
gieht noch jetzt Professoren, welche diese schwachen Künstler sehr
schätzen und vertheidigen, weil sie glauben selbst viel zu gelten,
wenn jene geachtet werden, und es ist keine Mühe vergeblicher, als
die Schwachen von ihrer Scinväche überzeugen zu wollen; denn sie
sind am stärksten in der Hartnäckigkeit und unfähig, da Vernünftige
zu begreifen. Q.