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Oberilalien.
Drittes Buch.
Die bologner Schule.
Bilder, die ich in Ravenna gesehen zu haben glaube, sind die
in S. Vitale, S. Agata, SgDomenico, alle vorstellend U. L. F-
mit zwei oder mehrern Heiligen und einem lieblichen Erlglein;
einige andere zusammengesetztere erfreuen weniger und bestät-
tigen, was man immer sagt, dass man, um Grcsses auszuführen,
auch die grossen Schulen gesehen haben muss. Luca. hatte
eine Tochter, genannt Barbara, die, als Vasari sein Werk
herausgab, noch ein Kind war und mit recht viel Anmuth und
Manier zu malen begann; von ihr ist nur Ein Bild öffentlich
bekannt. Der Geschichtschreiber verschweigt einen andern Sohn
Luca's, Francesco, der freilich, während jener schrieb,
noch unmündig sein möchte, aber doch heranwuehs und auch
malte. Im Jahr 1576 malte er ein Bild für die Karmeliter-
lrirche, und die Nachrichten von ihm gehen bis 1610. Er be-
tritt des Vaters Bahn sehr, ist aber in Gesichtern gemeiner, in
der Farbe" matter, wo er vielmehr Vasari nachahmt.
Francesco Scannelli nennt uns in Ccsena. einen von
allen andern Geschichtschreibern- übergangenen Schüler Raf.
faeVs, Scipione Sacco, der im dortigen Dom einen heil.
Gregor im grossen Style malte Caesenas 1545 steht auf
dem Bilde und in der Dcminicanerkirchc den Tod des Petrus
Martyr. Raffaelisch war er gewiss, und ausser Romagna
nicht erwähnt.
Als in Ravenna die Familie Longhi arbeitete, zeichnete
"sich die der Minzocchi, mit dem Zunamen di S. Bernardo,
in Forli aus. Francesco, auch il Veechio di S. Ber-
nardo genannt, stndirte daheim nach Palmigianfs Arbei-
ten; und aus seinen ersten Zeiten sind Gemälde von sehr
geringer Zeichnung, wie der Gekrenzigte bei den Osservanti.
Unter Genga, wie Vasari sagt, und nach Andern auch
unter Pordenon e, änderte er seinen Styl, und behielt von
nun an einen so richtigen, anmuthigen, lebhaften und ausdrucks-
vollen, dass die Natur selbst aus seiner Leinwand hervorzu-
treten scheint. Unter seine fleissigsten Bilder gehören zwei
Gegenbilder in der Basilika zu Loreto in einer Capclle des
S. Francesco di Paola. Dnselbst ist ein Opfer des Melchisedek
und ein Mannnwunder; wo die Propheten und Ilauptpersoilen
ulP die prachtvolle und edle 'l'racht haben, die man nur in
P0l'l'lßl1DIl8,S Schule linden kann, das Volk aber so ganz