46
Oberitalien.
Drittes Buch.
Die bologner Schule.
Mattioli starb jung; seine Arbeiten findet man in mehrern
Privathäusern, besonders aber bei den Zani; die von Giu-
lio _Morina in ..mehrern Kirchen von Bologna haben mei-
stens etwas dem Style von Parma, wo er einige Zeit in her-
zoglichen Diensten malte, Nachgekünsteltes.
Orazio Samacchini, Sabbatiniis vertrauter Freund,
von gleichem Alter, auch kurz nach ihm gestorben, ling mit
Nachahmung Pellegrinois und der Lombarden an. Hierauf
ging er nach Rom, ward unter Pius Yl. bei den Malereien im
königlichen Saale gebraucht, und bildete sich im Geschmack
der römischen Schule, wesshalb ihn Vasari, der ihn Fumae-
cini nennt, Borghini und Lomazzo loben. In diesem
neuen Style aber gefiel er Allen mehr, als sich selbst, und
als er wieder nach Bologna zurückkehrte, berenetc er oft,
dass er Oberitalien verlassen habe, wo er seine erste Manier
hätte vervollkommnen können, ohne sich nach einer neuen
umzuthun. Dennoch konnte er immer mit dieser aus so
verschiedenen gemischten und eigenthümlich ausgebildeten zu-
frieden seyn, die in jedem Charakter viel Ausgezeichnetes
hat. So das Gemälde: die Reinigung, zu S. Jaeopo, wo die
Hauptfiguren durch zärtliche und würdige Rührung bezau-
bern, die Kinder, welche am Altare sprechen, und das Mild-
chen mit einem Körbchen, Worin zwei Tauben, die es neugie-
rig betrachtet, durch Einfalt und Anmuth hinreissen. Kenne;-
haben nichts, als den übermüssigen Fleiss, womit er mehrere
Jahre dies Bild durchdachte und gliittcte, daran ausgesetzt.
Doch ward es, als eines der berühmtesten seiner Schule, von
Agostino gestochen und selbst Guido scheint es in seiner
für den Dom zu Modena gemalten Vorstellung benützt zu ha-
ben. Gleich kräftig ist dieser Maler, wo es die Gegenstände
fodern. Man lobt seine Capelle, von welcher wir bei der par-
maer Schule sprachen; aber sein kräftigstes, tiichtigstes Werk
ist die Decke zu S. Abbondio in Cremona. Dort herrschtdas
Grossnrtige und Schreckliche in den Figuren der Propheten,
ihren Gebärden, Stellungen, den schwierigsten wegen des en-
gen Raums, und doch den hesterfundenen. Dazu ist eine Na-
türlichkeit der Verkürzungen und eine Kenntniss der Pcrspective
von unten nach oben darin, dass es scheint, als habe er alles
Schwierige der Kunst häufen gewollt, um es zu besiegeln.