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Oberitalien.
Drittes Buch.
Die bolognxer Schule.
tigkeit, einelKleiderpracht, eine Grossartigkeit entwickelt, die
Paoloßs Style nahe kommt; einem Werke, welches den Na-
men des Künstlers mit goldenen Buchstaben führt. Aber sein
grösstes Ansehen erwarb er sich durch seine Kunst, Bildnisse
zu malen, die in Bildersanmxlungen noch jetzt immer mehr
geachtet werden, als seine Kirchenbilder. Dieser Gabe wegen
stellte Buonarroti ihn Julius lll. vor, der ihn unter seinen
Hofmalern anstelltc. Auch Julius drei Nachfolgern diente er
und war als einer der besten Billlnismaler seiner Zeit ge-
achtet.
Seine Tochter und Schülerin war Lavinia Fontana,
auch von der imolaischen Familie, worein sie heirathete,
Zappi genannt. Auch sie hat in Rom und Bologna einige
Kirchenbilder geliefert, die hinsichtlich des Colorits im Style
des Vaters sind, in Zeichnung und Gedanken aber minder
Wglüeklich. Sie kannte sich, wie Baglioneibelnerkt, und
suchte durch Bildnisse berühmt zu werden, in welchen sie von
Einigen den: Prospero vorgezogen wird. Unstreitig arbei-
tete sie dieselben mit einer gewissen weiblichen Geduld aus, so
dass sie jeden Gesichtszug, jede Kunstfeinheit im Anzuge
treuer Wiedergaben. Sie ward liialcrin Gregors Xlll. und vor-
züglich von römischen Frauen gesucht, deren Putz sie besser,
als ein Mann in der Welt, darstellte. Es gelang ihr mit so
süsscm Pinsel zu malen, vorzüglich als sie die Caracci ken_
nen gelernt hatte, dass manches Bildnis von ihr für Guido's
Arbeit gegolten hat. Mit gleicher Feinheit hat sie auch einige
Cabinetstücke gemalt, wie die heilige Familie für das Escu-
rial, welche Mazzolari ausserordentlich lobt; und die Köni-
gin von Saba auf Salomons Throne, die ich in der Sammlung
de weiland March. Giacomo Zambeccari sah. Darin sind wie
allegorisch der {Herzog und die Herzogin von Mantua mit vie-
len Herren und Frauen ihres Hofs, prachtvoll gekleidet, VOfgg-
stellt. Dies Bild, könnte der venediger Schule Ehre machen,
Solcher Naturgabe gemäss ist sie gegen die Nachwelt nicht
karg mit ihren Bildnissen gewesen, die noch in der florenzei-
und einigen andern Sammlungen zu sehen sind. Keins ihrer
Bildnisse aber ist lebendiger und sprechender, als das, welches
die Grafen Zappi in Imola von ihr haben, nebst dem gleich-
falls von ihr gemalten des Prospcro in hohem Alter.