II. Zeitr.
Iüancia an bis auf d. Caracci.
Versch. Manieren v.
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Vater und Oheim, ehe er nach Bologna ging, als arme Mau-
rer lebten. Man weiss nicht, wer den ersten Samen der Bil-
dung in diese edle: Natur gestreut. Vasari führt als seine
Erstlinge die Bilder im Speisesaal S. Michele in Bosco an,
welche Tibaldi noch -als sehr junger Mensch nebst andern
ausgewählten bologner Bildern abmalte. Hierauf führt er ihn
1547 nach Rom, wo er ihn die besten dortigen WVerl-re studi-
rcn lässt; nach dreijährigen: Aufenthalt bringt er ihn Wieder
nach Bologna, sehr jung noch, aber in der Kunst gefördert.
Sein Styl war grossentheils nach Michelangelo gebildet,
grossartig, fleissig im Nackten, stark und glücklich in Ver-
kiirzungen; in einer gewissen Zeit so markig und saftig, dass
die Caracci ihn den verbesserten Michelangelo zu nen-
nen pflegten. Im Institut zu Bologna ist die erste Arbeit, die
er dort 1550 ausfiihrte und nach Vasariis Urtheil die beste,
die er je geliefert. Es sind namentlich mehrere Fabeln ans
der Odyssee. Diese Arbeit wurde mit der von Niccolinö,
von welcher Bd. H. S. 276 f. die Rede war, ebenfalls für das
Institut, prächtig von Antonio Burati. zu Venedig in Kun-
pfer gestochen und Zanotti schrieb dazu das Leben beider
blaler. Hier und im grossen Börsensaale zu Ancona, wo er
nachmals den die Ungeheuer zähmcnden Herkules darstellte,
lehrte er, wie man BuonarrotPs Schreckliches nachahmen
müsse, mit der Furcht nämlich, es zu erreichen. Wie sehr
auch Vasari diese Arbeiten lobt, die Caracci, welche für
uns bessere Gewährmänner sind, haben uns mehr für Pelle-
grinois YVerke zu S. Jacopo eingenommen; diese studirten
sie und ihre Schüler höchst aufmerksam. Eins ist Johannis
Predigt in der Wüste; das andere die Scheidung der Auser.
wählten von den Verworfenen, wo Pellegrino im Gesichte
des Himmelsboten, der sie kund thut, seinen Michelangelo
dargestellt hat. Welche Schule ist hier für Zeichnung und
Ausdruck! welche Kunst in der Vertheilung, Mannichfaltigkeit
und Gruppirung so vieler Figuren! Andere minder bekannte,
des Stiches aber wol eben so würdige geschichtliche Bilder, als
die bologncr, malte er in Loreto und mehrern umliegenden
Städten; wie die Ankunft Trajans in Ancona bei den Marche-
sen blaneinforte, und mehrere Thaten Scipios, die mir zu Ma-
cerata der Marchese Ciccolini in einem Saaie zeigte. Dies Werk