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Qberitalien.
Drittes Buch.
Die bologner Schule.
frau hoch, ohne die alten Goldgriinde; die Heiligen um sie
her gruppirte und vertheilte er kunstreich; das Engelgeleit
vertheilte er auf den Stufen und im leeren Raum auf eine neue
Weise. Zuweilen, wie.in dem staunenswerthen Bilde im Dom
zu Faenza und einem andern des Fürsten Ereolani, gab er ein
gediegenes, frei aufstrebendes Bauwerk, nach altcrthünxlichem,
bei; andere Male, wie bei den Osservanti zu Pesaro, eine
sehr anmuthige Landschaft und Luftperspective, die an Vinci
erinnert. Auch pilegte er kleine Gesehichtsbilderchen anzu-
bringen, wie er denn zu S. Giacomo in Bologna unten am Bilde
eine, um alles mit Einem Worte zu sagen, raffaelische
Krippe uralte. Und dies war denn wol auch der Styl, dem er
xiaehstrelste und so nahe kam, wie selbst wenige Schüler Raf-
faePs. Wer sich davon überzeugen will, betrachte nur das
faenzer Bild und das zu S. Miehele in Bosco i) in ihren ein-
zelnen 'l'heilen; die in den bologner und benachbarten Bilder-
sziimmlungen zerstreuten Madonnen und heiligen Familien gar
nicht zu- erwähnen. Er wird an Gelehrsamkeit, Würde, Schule
dem Francia und Bagnaeavallo vorgezogen. Sehr neug
undifeurige Gegenstände hat er, meines Wissens, nicht aus-
geführt; sie sagten ihm wol auch nicht zu, denn er wird als
ein ruhiger und bequemer Mann geschildert 3).
2) Dieses uusserordentliche Gemälde, Welches so schön ist, als
wenn es Roffael selbst in seiner besten Zeit gemalt hätte, wurde
von den Franzosen genommen und in die mailänder Gallerie ge-
bracht. Beim Wiener Frieden gab es Kaiser Franz Bologna zurück
und es helindet sich jetzt in der Gallerie der Akademie zu Bologna,
wo es diese reiche Sammlung schmückt und der Gerechtigkeit des
Kaisers Ehre macht. Da alles Tadel erfährt, so hat man Imola.
vorgeworfen, er habe den Engel Michael in dieem Bilde jenem zu
ähnlich gemacht, den Raffael für Franz L: König von Frankreich,
malte. Dies ist nicht zu leugnen; allein in den Zügen de Engels,
den Imola malte, ist der Zorn des hirnmlischen Streiters, der den
Fürsten der Hölle erlegt, noch mehr, als in denen des raffaelschen
Engels, gemildert, so dass diese That als Handlung leidenschaflslo-
ser Gerechtigkeit erscheint. Die llladonna und Engel, welche den
obern Raum des Bildes ausfüllen, sind so schön, dass der Künstler
durch sie auf eine würdige Weise uns den Himmel dargestellt hat.
Neben St. Michael stehn izuf der Erde ernst und fest S. Pictm und
S. Benedetto. Dies Bild ist von A. Marche in der öfter ange-
führten Pinncnteca d-i [Jologna gestochen. Q.
S. Szllle pftlure (Phmocenzo Pä-zmcucci da Inwla. Discm-si tre
di Pietra Giordani. Milan. 1319. S. W.
3) Lanzi spricht auf eine Weise von lnnocenzio, dass man