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Drittes Buch.
Oberitalien.
Die bologner Schule.
Zweiter
Zeitraum.
Verschiedene Manieren
von F rancia an
auf die Caracci.
bis
Alsder neue_Styl bereits erfunden war und jede italische
Schule, irgend eines Hüuptlings Fussstapfen folgend, ihn aus-
zubilden strebte, die Bologner aber Niemanden daheim hatten,
von dem sie ihn lernen konnten, so begaben sie sich entwe-
der andenviirts zu lebenden und gegenwärtigen Meistern, oder
suchten ihn daheim von den Auswärtigen zu lernen, die ihre
Arbeiten dort gefertigt, oder doch hingesendet hatten. Es fan-
den sich dort ausser der heil. Cücilie und etlichen kleinen Bil-
dern von Raffael noch andere Gemälde von seinen Schülern,
wie der Johannes von Giulio gemalt, und der Zacharias von
Garofalo gearbeitet. Auch der lombardisehe Styl wurde
bald in Bologna bekannt, da Parmigianino den heil. R0-
chus und die heil. Margherita dort gemalt hatte, welche unter
seine besten Arbeiten gezählt werden, auch Girolarno da
Carpi und Niccolö delP Abate ziemlich lange dort ge-
wesen waren und viele schöne Muster ihres lombardisehrümi-
sehen Styls hinterlassen hatten. Girolamo von Trevigi,
Raffaelis Nachahmer, nicht ohne einen Anflug venediger Ge-
schmacks, hielt sich ebenfalls lange dort auf, und noch jetzt
sind einige Stücke von ihm in Bologna zu sehen. Länger aber,
als diese, lebte daselbst der Sicilier Tommaso Laureti,
nach Vasari Sebastianois del Piombo Schüler, und
ganz sicherlich ein tüchtigerer Colorist, als die gewöhnlichen
Zeitgenossen. Er führte dort nicht wenig Werke aus; unter
andern ein Deckenstück von unten nach oben im Hause Viz-
zani, welches P. Danti in den Amnerkungen zu Vignolais
Perspective als einzig preiset. Auch figurenreiche, ewunderliche
Compositionen hinterliess er dort, die jedoch nicht mit dem
Brutus zu vergleichen sind, welchen er nebst einigen andern
im Campidoglio zu Rom malte, wo er lange lebte und lehrte.
In Bologna ist auch das Altarbild des Schülers von Vinci,
Boldraffio, und etliche andere von einem Florenzer, der
sich unterschreibt Jul. Flora, was Einige Julias, Andere Ju-
lianus lesen. Dies könnte der Giulian Bugiardini sein,
der in Erfindung und Zusammenstellung schwach, aber im Ab-