Erster
Zeitraum.
Die
Alten.
näher, als einer andern; wohlgebildete Köpfe, gut colorirt, gut
bewegt, fast alle verkürzt, das Licht gut abgestuft, die Schat-
ten an gehöriger Stelle, dass die Figuren sich runden und
gleichsam in diesem Leeren bewegen; Würde und Grösse in der
Hauptfigur und ihrem weissen Gewand; ein feiner, ileissiger,
durchaus anmuthiger Pinsel! Schade, dass ein so herrlicher
Geist, der von den Zeitgenossen „ein unvergleichlicher Maler
und ganz Italiens Glanz" genannt wurde (Jllorel. Not. p. 109.),
keinen genauen Lebensbeschreiber fand, der seine Reisen und
Arbeiten schilderte, deren in Rom viele und schätzbare seyn
mussten, ehe Riario ihn zu einer so grossen brauchte. In
Forli zeigt man einen Apothekengiebel mit treiilichen Arabes-
ken, und über der Thür eine sehr gut gemalte Halbfigur, die
Arzneiwaaren stösst; Melozzo"s Arbeit, heisst es. Vasari
erzählt, lange vor Dosso habe auf dem Landsitze der Her-
zöge von Urbino, lilmperiale genannt, Francesco di Mi-
rozzo aus Forli gemalt, wofür Melozzo zu lesen und einer
der vielen Fehler Vasari's zu berichtigen seyn möchte." Un-
ter den ferrarischen Malern wird ein Marco Ambrogio, ge-
nannt Melozzo di Ferrara, angeführt und mit dem Eriin-
der der Luftperspectivc verwechselt; ich halte aber diesen für
einen ganz andern Künstler und der Name selbst deutet darauf.
Melozzo von Forli lebte noch 1494; denn F. Lu ca Pac-
eioli, der in diesem Jahre seine Summa d' aritmetica e geo-
metriu herausgab, zählt ihn unter die berühmten und grössten
Perspeetivmaler, die damals lebten.
Mit Aufgang des sechzehnten Jahrhunderts, oder kurz
nachher, blühte in derselben Stadt Bartolommeo diForli,
nach Malvasia ein Schüler Franciais, etwa trockner, als
seine Mitschüler zumeist. Kurz nachher setze ich Palme-
giani, den Vasari in Parmegiano umgestaltete; einen gu-
ten, fast unbekannten Künstler, von welchem ich in den Wer-
ken über Malerei nur zwei Arbeiten angeführt finde, aber viele
gesehen habe. Er hat schon dafür gesorgt, dass die Nachwelt
ihn nicht vergesse; denn meistens setzte er zu seinen Kir-
ßhen- und Cabinetbildern Namen und Geburtsort: Marcus Pi-
elor Foroliviensis, oder Marcus Palmasazzus P. Faroliviensis
Pinseöat. Selten fügt er das Jahr hinzu, wie auf zweien des
Fürsten Ercolani, wo auf dem ersten 1513, auf dem zweiten