Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Dritter Band)

Ueber 
Slyl 
und 
Manier. 
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aber auch dieser letztern höchsten und seltenen Meisterschaft 
unendlich fern zu stehen so aufrichtig, als bescheiden, be- 
klage, so gestehe ich doch eben so frei, dass ich um jene er- 
stere zu buhlen nicht der Mühe werth achten kann, und lieber 
mich, wie ich eben bin, geben mag, überzeugt, dass nur ein 
Schelm mehr giebt als er hat, ich aber die Achtung gegen 
Sache, Leser und mich nicht lüderlich und frevlich aus dem 
Auge verliere. Diesen meinen Styl nun anlangend, so mag- 
er, aufrichtig gesagt, soweit mir darüber ein Urtheil möglich 
ist und zusteht, nicht leicht und einfach gegliedert, noch 
schlank und leicht aufgebaut und beschwingt seyn; er erhebt 
Sich langsamen, stäten Flugs in die Welt der Gedanken, naht 
ihnen, verweilt bei ihnen, zieht und eignet sich sie an, ver- 
schlingt und verflicht sie zu Reihen, die sich manchmal wof 
zu sehr drängen und decken, so dass der einzelne im Umschwunge 
mit den andern wol zuweilen mehr oder weniger als sich ge- 
bührt, die Aufmerksamkeit fesselt. Will man dies abermals Feier- 
lichkeit, schwerfallige, gesuchte Darstellung, Gespanntheit, Ge- 
scbraubtheit u. s. w. nennen, o muss ich mir es wol gefallen 
lassen; soviel aber darf ich meinerseits versichern, dass ich 
nur nach Kräften Dllrchdachtes niederschreibc, die Bewegung, 
Ucbergiinge und Mittelglieder der Gedanken so kurz und ge- 
drängt angebe, als mir zum Verständnis derselben, und zur 
Erhaltung der Theilnahme und Aufmerksamkeit des Lesersnö- 
thig scheint; kurz, eben nur thue, was ich nicht lassen kann, 
und dabei mir nichts erlaube, noch verzeihe, was Suche und 
Begriff versehmühen würden; dass ich damit weder auffallen, 
noch gefallen, sondern nur geben will, was und wie es mir 
sich bot, wenn ich es treufleissig und mit männlicher Be- 
harrung suchte.    
Wie ich nun aber ferner nur die italische und lanzi- 
sehe Farbe treirund mit gebührender Schonung fremder Eigen- 
thümlichkeit, ohne mühsames buclzstäbelndes Nachabilden und 
Nachpüncteln wiederzugeben" gestrebt habe, eben so glaube 
und wciss ich den Purismus xiieht übertrieben zu haben, wenn 
gleich ich hierin etwas strenger und der Zwangherrschaft des 
Gebrauchs und Hcrknmmens, welche nicht selten, ob auch ver- 
jiihrter, Misbrauch sind, abholder seyn mag, als Andere. Denn 
diese für einzige untrügliche Richtschnur zu halten und nun
	        
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