Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Dritter Band)

Ueber 
Styl 
und 
Manier. 
Das wäre ja fast ein Recept zu einer Anzeige, wie die hier 
fragliche. Wie nun ein solches Ding von aprioristischer Ge- 
schichte obendrein noch achtungswerth und lehrreich seyn könne, 
das möchte nur der fassen, der aus Unvermögen, auch nur 
zwei Gedanken zusammenzubringen, ie ganz friedlich und ge- 
trost neben einander stellt und so sich mit ihnen abiindet, dass 
er einen wie den andern recht, gut und löblich findet, sich 
aber im voraus mir nichts dir nichts für einen von beiden, wie 
es sich eben trifft, entschieden hat. Eine solche Halbheit und 
Zerflossenheit des Denkens nun tritt uns hier durchaus entge- 
gen. Zärtlichst und aussehliesslich der Sinnenwelt, diesem 
vermeinten allein Wahren, weil Gegebenen, verfallen, vermag 
solches Denken, wenn es noch diesen Namen verdient, nicht, 
sich über sie zu erheben; und da doch eine höhere Welt auch 
in diese hineinleuehtet und in ihr widcrscheint, so fröhnt es 
lieber dem alten Vorurtheile, dass a priori und a posteriori 
zwei unvereinbare Gegensätze seien, von deren einem nichts 
zu wissen sei. Solcher Willkür, dasjenige auseinander zu reis- 
sen, was ursprünglich, wie am Ziele des Denkens und Erken- 
nens, doch Eins ist, hilft es nichts zu sagen, dass ja doch 
z. B. ein Gemälde nicht bloss ein mit einem Pinsel auf Lein- 
wand, Holz, Kalk, Kupfer, Elfenbein aufgetragenes Farbenge- 
misch sei, gleich einer Farbentafel mit ihren Häufchen; nichts, 
dass ja Geschichte keine zufällige Aufeinanderfolge und Neben- 
einanderstellung von Begebenheiten und Erscheinungen ohne le- 
bendigen Mittelpunct und innere Nothwendigkeit (Geist und 
Gott) sei, vielmehr in, mit und durch die Geschichte und ihre 
Bewegung der Begriff und ein Concretes sich zugleich ent- 
wickle, wie meines Freundes vorstehender Rückblick deutlich 
zeigt. Dies hin- und herllatternde Denken hat nun einmal von 
einer Construction der Geschichte a, priori nach Kant's Vor- 
gange gehört und, weil es darin nichts von dem Todtenkopfe 
diirrer vereinzelter Thatsachen vorfindet, so ist sie ihm etwas 
Hohles, Leeres, also in seinem Sinne ldealistisches, das es 
höchstens nur zu einem, wenn es glückt, humoristichen Gleich- 
nis brauchen kann. Unbekümmert um einen tieferen, wenn 
auch anders augedriickten Sinn jenes Begriffs, wie etwa Er- 
kennen des Werdens der Intelligenz und Natur in ihrer Ein- 
heit, oder Verwirklichung des Geistes, durchwaltenden Ideen-
	        
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