Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Dritter Band)

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Ueber 
Styl 
und 
Manier. 
xug auf das Urtheil über Lanzi, betriift, so giebt jene An- 
zeige, trotz aller ehrlichen Meinung und einer gewissen Naie 
vete, doch auch einige Schlaffheit und Haltungslosigkeit des 
Denkens, die sich der natürlichen Ungezwungenheit, Eingäng- 
lichkeit und Verständlichkeit rühmt, und eine gleich grossc 
Lockerheit, Lauigkeit und Schwäche des Sinnes kund, die sich 
W01 gern Milde und Freundlichkeit schelten hören möchte. Dic 
erstere ist die heut zu Tage nur zu häufige Verwöhnung, nicht 
gegenständlich und begriffmässig zu denken, sondern dafür un- 
stiit hin- und herfahrend, zerstreut zu vernünfteln und so Gott 
will, unterhaltend und iliessend für die Welt zu discurriren. 
Eine Schule des Denkens zu machen, der aufgezeigten innern 
Bewegung und dem Gange eines Begriffs, seinen Beziehungen 
[und Vermittelungen ruhig und unbefangen zu folgen, ist un- 
bequem und Schulfüchsig, ja zugleich überflüssig, da man ja 
um zu denken und zu philosophiren, etwa natürlich für den 
iVald, wie der Vogel singt, oder auch für die Welt, wie man 
es nennt, nur sich die Mühe gegeben zu haben braucht, gebo- 
ren zu werden. Und so kommt man denn mit einer Menge 
irgendwo und wie gegebener Meinungen, unbekümmert um ihre 
Statthaftigkeit oder Unstatthaftigkeit, zu einem Gegenstandc 
oder Begriffe, und wendet sie ganz treuherzig darauf an. 
"Trifft man in, dem Gedankengang des Andern etwas minder 
Geläufiges und Bekanntes, als jene wildgewachsenen Meinungen, 
an, so liegt dies nicht in Tiefe, Ernst, scharfer strenger B9- 
stinzmtheit und Bezug der einzelnen Begriffsmomente, sondern 
in derx schwerfälligen, feierlichen, gesuchten und verkünstelten 
Sprache und Darstellung des Sprechenden- Wittert man aber 
doch darin etwas Bekanntes, Handhablicheres, flugs tauft man 
es mit einem berühmteren, wol gar verschrienen Namen und 
findet nun daran nichts Sonderliches, Neues. lm erstern Falle 
thäte es scheinbar Noth, der Sprechende oder Schrcibcnde lie-' 
fcrte zu dem kleinsten Aufsatz eine Propädeutik, die er doch 
voraussetzt, oder eine Clavis, die ja doch unter dieser erlaub- 
ten Voraussetzung im Aufsatze selbst zu finden seyn möchte, 
lediglich damit der Zufall eine dem bequemen Andern mund- 
rechtere Wendung herbeiführe. Folgerecht solcher Denkart ist 
nun auch die Gesinnung, da der Mensch ist, wie er denkt, und 
umgekehrt. Hierüber nun sind wir ganz verschiedener Ansicht.
	        
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