Üeber
Styl
und
Manier.
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dcm feincrn, schärfern Sinne fühlbar gewordene, Wol auch zu-
weilen wie'eine Ahndung ihn anwehende, innige Verschmel-
zenheit der allgemeinen und zugleich besonderten Schönheitsidee,
und hinwieder des sie ergreifenden und werkthätig aus seinem
Geiste hervorhebenden und herausstellenden Künstlers; eine sol-
che seine Werke durchströmende Lebenswärme, der Ausdruck
der persönlichen Gemeinschaft und Angehörigkeit an eine Ge-
samtheit und Kirche des Schönen - dies ist der Begriff de
Styls, wenn er zur wissenschaftlichen Klarheit gebracht wird.
Wer nun das hier Gesagte etwa unverständlich fände,
und zur Erleichterung und Nachhilye etwas wie eine baldi-
nuccische SAufreihung, oder Anspiessung der verschiedenen
Arten des Styls verlangte, dem freilich bescheiden wir uns
nicht genügen, noch verständlich werden zu können. Dabei
jedoch bitten wir (und wir meinen, billigermassen), nicht ans-
ser Acht zu lassen, dass doch sein Verstand und Verständnis
auch das Maas unserer Verständlichkeit sei; dass, weil er viel-
leicht die ihm bekannten und geläufigen Vorstellungen nicht,
wie er wünscht, überall freundvctterlich begrüssen kann, damit
wenigstens noch nicht die Unwahrheit, Unstatthaftigkeit und Un-
form der Gedanken und Begriffe, seine Wissensüberlegenheit und
mithin unsere Niederlage dargethan sei. Wären wir uns nicht
bewusst, dass wir in unsern Mittheilungen gerade nicht mehr
Kunst und Feierlichkeit aufwendeten, als besonnener Gang und
Haltung des Denkens verlangen, so würden wir hierüber die Rede
nicht erhoben haben. Nun hat es sich aber gefügt, dass ein
Freund, unterzeichnet v. L., im 53sten Bande der Wiener Jahr-
bücher der Litteratur in einer empfehlenden Anzeige des er:
sten Bandes unseres L a n zi namentlich an Unterzeichnetem
mehr als spröde und überaus vornehme, schneidendsclzavfe und
verwundenrl spitze Kritik Lanzids, gesuchten Purismus und
buchstiihelndes Nachhilden mancher italienischen Formeln und
Redensarten in ehrlicher Jlleinung gerügt hat. Es liegt dem
Gegenstande obiger Mittheilungen nicht allzu fern, über jeden
dieser Puncte etwas zu erwiedern, da es am Ende sich um
Denk- und Redestyl handelt, worin der Unterzeichnete zwar
keineswegs für musterhaft gepriesen, nur aber auch nicht schief
beurtheilt zu werden verlangt.
Was nun den Denhstyl des Anzeigers namentlich in Be-