Uebäi
Styl
und
Manier.
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ler und Gefüss der Idee, in welcher Beide sich durchdringen sol-
len. Wie tief, treu und vollständig, mehr oder weniger sie sich
damit, um einen chemischen Ausdruck zu brauchen, siittigen,
dies wird durch die Begriffe Styl und Jilanier bezeichnet, wel-
che demnach nur metonymischer Ausdruck dieser mehr oder
weniger gelungenen und erreichten Vermittelung und Einheit
individuell schöpferischen Kunstsinnes mit der Schönhcitidee in
ihrer Besonderheit sind. Styl ist also ursprünglich und zu-
vörderst noch gleichgültiges und unentbundenes, aus des Künst-
lers Gemüth nicht entlassenes Schönes, das sich aber in und
an- dem Künstler und seinem Werke zu entwickeln und zu ent-
binden hat; gleichsam der hinterlegte Erwerbstamm von Schö-
nem, woraus er den Bestand seiner Erzeugten zu bestreiten
hat. Hierin nun ist enthalten, dass der Styl einmal im Künst-
ler zwar subjectiv, im Werke ohjectiv, aber auch gleich sehr
im Künstler ein Objectives sei, als in welches die von der
einzelnen Leistung sich für andere zurüeknehmende Kraft zu-
rückgeht und sich sammelt, wie im Werke ein Subjectives,
das hinwieder an ihm seine Macht erweiset, die Macht der Idee
über den Künstler. So ist denn Styl unwillkürliches, unbeab-
sichtigtcs Ergebnis der Gesammtbildung des Künstlers, seiner
Auffassung der Natur und des Geistes, mithin Ausdruck sei-
ner innersten geistigen Eigenthümlichkeit, die er seinen Wer-
ken ein- und aufprägt; der Puls seiner Persönlichkeit könnte
man sagen, wenn man diesen Begriff in Steffensischem tie-
fern Sinne fasste.
Ferner ergiebt sich aus dem Bisherigen, dass Styl mehr
oder weniger alle Momente der Schönheit ausgedrückt, oder
aufbewahrt in sich trägt; dass er einerseits etwas Angebornes,
dem blassen Verstand ebenso wenig Erwerbliches und Erreich-
bares, als Begreifliches, mithin auch etwas Höheres als Tech-
nik ist, andererseits aber auch zugleich etwas Erlernbares, Bild-
bares; weiter, dass er nicht nur Völkern und Künstlern, on-
dern auch Künsten, bildenden wie redenden, so auch Kunst-
kreisen, d. i. Schulen und Kunstperioden, eigene, als welche
sich ebenfalls, wie der durch Persönlichkeit und Stammthüm-
lichkeit bedingte Künstler, in einem bestimmten Machtgrund
und Gebiete der Bildung bewegen; in allen diesen Beziehungen.
aber seine Doppelnatur, das lneinanderschcinen des Göttlicheni