Ueber
Styl
und
Manier.
In den Einleitungen sowol, als im Verlaufe des deutschen
Lanzi ist seine allzu grosse Freigebigkeit mit wüsten, nicht
immer klar und bestimmt gedachten Kunstausdrücken und Bei-
wörtern für Werke der Malerei unumwunden gerügt worden.
Ausdrücke, wie vezzoso, vage, gentile, ameno, äravo, elegante,
ideale, grazioso, leggiadro u. a. machten uns wir wollen es
gar nicht läugnen nicht selten verlegen, weil wir, vielleicht
allzu gewissenhaft und gewohnt, Ursprung, wie Bedeutung, Be-
griif und dessen Abstufungen in den Wörtern möglichst zu be-
achten, dies nicht immer nach Maasgabe des Zusammenhanges
vermochten; wiewol auch unsere Sprache dergleichen genug
hat, die, gemäss der Bildungstufe, der Denkkraft, oder Ge-
dankenlosiglceit eines Zeitkreises, ihre Bedeutung ändern, gleich-
wie Münzen mit der Zeit abgegriifen, beschnitten und durchbohrt:
werden. Solcher Schlaffheit und Aufgelössthcit Entschuldigung
mit südlicher Artung, oder Zeit und Brauch ändert nun aber Sache
und Wesen nicht, indem auch die Gegensätze doch mindestens
gleiches Recht haben. Und möchte dies immerhin in Begriffen
und Gegenständen niederer Ordnung verziehen werden, in hö-
hern und gewissermassen Grundbegriffen wird Gleichgültigkeit
und Nachsicht gegen solche Wüstheit und Verwirrung nie löb-
lieh seyn, am wenigsten an einem Deutschen späterer, weiter
geförderten Zeit, gegenüber dem Italiener einer frühern. Sollte
nicht vielmehr hier gerade der Versuch einer Beziehung, Aus-
gleichung und Vermittelung der Zeit und Volkseigenheit eine
der Kritik würdige Beschäftigung seyn und weit wesentlichere
Bildung, ja um dies arg misbrauchte Wort wieder zu Eh-
ren zu bringen Humanität kundgeben?
Zu den erwähnten wichtigem Begriffen gehören denn auch
Styl und Manier, welche Lanzi mit il fare gleichbedeutend