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Oberit.
VI. Buch.
Die Maierei in Piemont u. d. Umgeb.
Gualla von Casalmonferrato beschäftigte sich ebenfalls mit
YVanämalerei, malte aber auch in Uel in der Hauptstadt, wie an
mehrern Orten des Gebiets. Wiewol er spät zu malen aniing,
ward er doch ein" lebhafter Bildnismaler. Freilich durfte er
auch über diese Gattung nicht hinausgehen; denn er hatte zu
grössern Arbeiten keine Anlage. Bereits in seinem Alter liess
ersich als Paollottaner eiukleiden und fing an in Mailand eine
Kuppel ihrerKirche zu malen, starb jedoch vor beendigter Arbeit.
l In einer andern Gattung der ltlalerei und mit nicht gemei-
nem Rufe, übte sich Domenico Olivieri, der dazu gebo-
ren war, durch persönliche Lächerlichkeit, Witzworte und wit-
zige Geluälde zu ergetzen. In den piemonter Bildersammlun-
gen sind seine sinnreichen Zerrbilder nach Laer's und anderer
wackerer Niederländer Art sehr bekannt. Zu seiner Zeit war
die grosse Sammlung des Fürsten wol um 400 niederländische
Stücke gewachsen, welche nach Prinz Eugens Tode in sie über-
gingen und noch immer sich durch das feine Schnitzwerk und
den Geschmack der Rahmen auszeichnen. Niemand nützte ie
besser zur Nachahmung, als Ülivieri. llätte er leuch-
tende Tinten, man würdeihn für einen Niederländer halten;
er ist drollig in seiner Wahl, stark im Colorit, frei in Füh-
rung des Pinsels. Der Hof hat zwei grosse Bilder mit einer
Menge ungefähr spannenhoher Figuren; eins ist ein Markt
mit Marktschreiern, Zahnärzten, Bürgerraufereien und allerlei
Volksverkehr; man kann es ein kleines bern isches Gedicht neu-
nen. Dieselbe Geschicklichkeit trug er auf heilige Gegenstände
über, wie auf das Sacramentswunder, welches er in vielen
kleinen Figuren auf zwei Bildern darstellte, die noch in der
Sacristei der Fronleichnamskirche aufbewahrt werden. Seinen
Styl erbte ein Graneri, der ihn recht gut nachahmte und
vor etlichen Jahren starb.
Auch einen prager Maler hatte der Hof, Namens Franz
Anton Meierlc, geußöhnlich Monsieur Maier genannt,
welcher trotz so vieler grosser Arbeiten doch nicht so berühmt
werden konnte, als durch kleine Bilder in niederländischen;
Geschmack; in diesen aber ist er trefflich. Auch in Bildnissen
war er tüchtig. Der Bischof Cardinal von Vercelli hat von ihm
einen Greis mit einem liiflSellglilSß, höchst wahr und wunderlich;
und in derselben Stadt, wo er in seiner letzten Zeit lebte,