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Oberit.
VI. Buch.
Piemont n. d. Umgeb.
Die Malerei in
Landeinheimische Maler von Ruf gab es damals wenige,
und die bedeutendsten sind, wenn ich nicht irre, Caravoglia
und Taricco. Bartolornmeo Caravoglia, ein Piemon-
ter, wird Guerc_ino's Schüler genannt, folgt auch von fern
seiner Spur, indem er gern Schatten dem Licht entgegen-
setzt; aber seine Lichter sind bei weitem nicht so klar, als
die guercinischen, und die Schatten bei weitem nicht so
tief; was ich an den wahren Schülern dieses Meisters nicht
bemerkt habe. Trotz dieser lilattigkeit gefällt er durch eine
gewisse bescheidene Harmonie seiner Gemälde, wie ich es nen-
nen möchte, und findet sich auch sonst gut mit Zeichnung,
Eriindung, Bauwerken und andern Verzierungen ab. In Turin
kann man sein Wunder im Abendmahle in der Fronleichnams-
kirehe sehen, welche eben zum Andenken dieses 1453 in Turin
vorgefallenen Wundcrs spiiterhin prachtvoll erbaut und ausge-
schmückt wurde.
„Sebastiano Tnricco ward zu Cherasco, einer Stadt in Pie-
mont, im Jahr 1645 geboren , und aus seinen iVerkcn sieht man
deutlich, dass er mit Guido und Domenichino in der grossen
Schule der Caracci sich bildete." So schreibt einer seiner Ge-
schiehtschreiber. Diese Wackcrn von 1645, wo Taricco ge-
boren wurde, suchte ich in Bologna, aber vergebens; sie waren alle
todt. Ich meine also, der Verfasser wollte sagen, Taricco bildete
sich in Bologna nach den Werken der Caracci, wie Guido
und D omenichino gethan hatten. Dass er dort die Kunst er-
lernt habe, ist eine Sage in Piemont, welche auch seiner Manier
nicht widerspricht. Es ist wahr, dass damals ganz Italien auf
Nachahmung der Bologner gerichtet war, und Turin hatte, wie
schon bemerkt, einige Wenige Muster derselben; vorzüglich von
Guido und seinen Anhängern Carlo Nuvolone und Gio.
Peruzzini, welche alle auf Sebastianws Styl einwirken
konnten, der in seinen Köpfen sehr mit Wahl verführt, und
im Ganzen anspricht, doch leicht und ohne jene Feinheiten ist,
welche musterhafte Maler auszeichnen. Dies schreibe ich, nach-
dem ich seine Dreicinigkeit und andere Oelbildcr von ihm in
Turin gesehen; höre aber, dass der von ihm mit Wandbildern
geschmückte Saal der Herren Gotti in seiner Geburtstadt, und
manche andere in den dortigen Umgebungen zerstreute Arbei-
ten einen höhern Begriff von ihm geben. Im siebenten Bande