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Oberit.
VI. Buch.
Die Malerei in Piemont u. d. Umgeb.
Damals stand auch ein anderer Ausländer in Ansehen, der
Franzos Ritter Charles Dauphin, ein verdienter Künstler.
Aus den Verzeichnissen der Staatsurkunden sieht man, dass er
Maler des Fürsten Filiberto war, und aus seinen Arbeiten schliesst
man, dass er mehr für Kirchen, als für den Hof arbeitete, wo
er als beseelter und lebhafter Bildnismaler, auch in der Farbe,
auftritt. Er malte einige Altarbilder für die Stadt; darin zeigt
sich ein grösseres Talent für Bildnismalerei, als für eigene
Erfindung, und ein Malerfeuer, das stets Bewegungen und Zu-
sammenstellungen belebt; zuweilen jedoch scheint er mir we-
nigstens etwas überladen. So stellte er in S. Carlo, wo er den
nach Gott liebeschmachtenden Augustin abbilden wollte, einen
heil. Joseph mit dem Jesuskinrllein auf den Armen dar, welches
von einer Armbrust einen Pfeil auf das Herz des Heiligen ab-
chiesst, und dieser fällt nun ohnmächtig in die Arme einiger
Engel, die sich sehr mühen ihn zu unterstützen und zu stär-
ken. Daup-hink Schüler war Gio. Eatista Brambilla,
der in S. Dalmazio auf einer grossen Leinwaudfliiche das Mar-
tyrthum des Heiligen malte; ein Maler von gediegenem Styl
und gutem Colorit!
Der Hof beschäftigte von der Mitte bis zu Ende des Jahr-
hunderts auch andere Maler; einige mit Bildnissen, wie Mon-
sicur Spirito, den Ritter Mombasilio, Theodor Ma-
tham aus Harlem, andere mit grössern Wand- und Oelbildel-n,
Giacinto Brandi, der schon unter Lanfrane0's Schülern
erwähnt wurde, malte im Palast eine Deekenvertiefung neben
manchen andern von Seiter. Agostino Scilla aus Mes-
sina, von welchem an einem andern Orte die Rede war,
malte auch Seiter gegenüber einige Tugenden; er war ein
lieblicher Maler, dem seine Arbeit wenig Mühe kostete. Gic-
Andrea Casella aus Lugano, Schüler und guter Nachtm-
ter des Pietro da Cortona, zuweilen auch des Berninv
in der Zeichnung, malte in dem königlichen Jagdschlosse mit
Hülfe seines Neffen Giaeomo einige Fabeln. Gio, Paolo
Reeehi aus Como malte dort auch auf Kalk, mit Hülfe ei-
nes Neffen Giannandrea. Gio. Peruzzini von Aneonßa
Schüler Simon's von Pesaro, machte sich ebenfalls beim
Hofe verdient und ward darum Ritter; unterstützte auch die
Jugend durch Unterricht in seiner Kunst.