Sechstes
Buch.
Die
Malerei
in
Piemont
und
dessen
Um gebung.
1.14111
Erster
Zeitraum.
Anfang
und
Fortschritte der Kunst
Jahrhundert.
bis
Zllm
sechzehnten
Piemont hat nicht, gleich andern Staaten, eine von frühester
Zeit an in einer Folgereihe fortgehende Schule, darum aber
nicht weniger Anspruch an die Geschichte der Malerei. Diese
schöne Kunst, die Tochter einer ruhigen, friedlichen, nur die
angenehmsten Bilder sehauenden Phantasie, scheuet nicht nur
das Geräusch, sondern auch die Drohung des Kriegs. Piemont
ist seiner Lage nach ein kriegerisches Land; und hat es zwar
das Verdienst, dem übrigen Italien die den schönen Künsten
nothwendige Ruhe geschützt zu haben, so hat es doch auch den
Nachtheil, dass es diese Ruhe sich selbst nie auf die Dauer si-
chern gekonnt hat. Daher hat Turin, wie fruchtbar auch an
kunsthegabten Geistern, um "sich als Hauptstadt zu schmücken,
auswärts Maler, oder mindestens Gemälde aufsuchen müssen,
und das Beste, was es im Palast und in den königlichen Land-
hüusern, oder an öfientlichen heiligen, wie weltlichen Orten,
oder auch in Privatsammlungen hat, ist alles fremde Arbeit.
Man wende mir nicht ein, Novarer, Verceller und einige
vom Lago Maggiore seien nicht Auswärtige. Dies gilt von
denen, welche nach der Vereinigung dieser Gemeinen unter
dem königlichen Hause von Savoyen lebten. Die früheren aber
wurden geboren, lebten und starben als Unterthaneil eines
andern Staates, rund wurden durch die neuen Eroberungen