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Oberilalien.
Fünftes 'Buch.
Die genueser Schule.
das er in Landschaften anbrachte, auch il Solfarolo ge-
nannt wurde. Anfangs eiferte er ihnen nach; später sänftigte
er seinen Styl nach Castiglionifs, Poussirvs und gu-
ter Niederländer Werken. Nach Sestri gilt er unter den
genueser Landschaftern für den Ersten. Seinen Styl kann man
leicht in den genueser Sammlungen kennen lernen, besonders
im Palast Franchi, der über dreihundert Bilder von ihm hatte;
und allerdings gehört; er zu den Ersten seiner Zeit. Die Lüfte
sind warm, die Landschaften gut abgestuft, die Lichtwirkun-
gen anmuthig, Pflanzen, Blumen und Thiere höchst anmuthig
hingeworfen und doch mit der genauesten Wahrheit. In Figu-
ren halfen ihm die beiden Pioli, Vater und Sohn, öfter noch
Magnasco, mit Welchem er gemeinschaftlich arbeitete. Zu-
weilen malte er sie selbst, zwar nach den Vorbildern seiner
Mitarbeiter, aber doch auf eine ihm eigene Weise. Carlo
Antonio hatte_eine Tochter, Angiola, eine schwache Er-
finderin, aber gute Vcrbreiterin der Erfindungen ihres Vaters.
Damals legten sich Viele darauf, ihn nachzuahmen; vor Allen
kam ihm ein Niccold Micone nahe, oder lu Zoppo (der
Lahme), wie ihn seine Mitbürger gewöhnlicher nennen.
Alessandro Magnasco, genannt Lisandrino, war-
Sohn eines Stefano, der, von ValerioCastello unterrich-
tet, nachdem er InehrereJahre in Rom gelebt, jung starb und
seinem Vaterlande nur wenige Bilder und Trauer um seinen
Geist hinterliess. Der Sohn wurde von Abbiati in Mailand
unterrichtet, und trug den entschlossenen, mit wenig Zügen
treffenden Pinselwurf des Meisters in Rüstgezniildexi auf seine
augenblicklichen Einfälle, Schauspiele und Volkshandlungen
über, worin er gleichsam der Cerquozzi dieser Schule ist.
Seine Figiirchen sind nicht viel über eine Spanne hoch. Seine
Darstellungen sind heilige Festaufzüge, Miidchen- oder Kna-
bensehulen, Mönchseapitel, kriegerische Uehungcn, Handwerks-
arbeitcn, Judenschulen, die er am liebsten und witzigsten be-
handelte. Seine krausen Einfälle sind in Mailand nicht selten;
auch der Palast Pitti in Florenz, wo Magnasco einige Jahre
Antonio wurde 1668 geb., war zehn Jahr alt, als er sich der
Malerei widmete und ging im dreizehnten Jahre zu Grünlbröcll
in die Lehre. Q,