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Oberitalien.
Fünftes Buch.
Die genueser Schule.
licheifVniit Ratti sagen will, manche schwächere Arbeiten
werden ihm mit Unrecht von der Menge zugeschrieben. Mit
weniger Grunde hat man gezweifelt, 0b der Gcnuescr Fran-
resco Rosa aus dieser Schule hervorgegangen, der um die-
selbe Zeit in Rom sich bildete. Die Wanri- und Altarbilder,
die er dort in S. Carlo al Corso, und besonders zu S. l'in-
cenzio und Anastzisio hintculicss, verrathen andere Grundsätze;
er gleicht daidem Tommaso Lnini und den Düstern, oder
Finsterlingen jener Zeit. Viel besser malte er bei den Frari
in Vürediggcin Wunder des heil. Antonius, ein grosses Lein-
Rvandbild, wo ausser schönen Baulichkeiteil Verständnis des
Nackten, schönes Spiel des iqlellduziiiels, und viel Lebhaftig-
keit der Köpfe bemcrklich ist; in diesen verriith er wenig Wahl,
im übrigen ist er vielleicht mehr Caraccist, als Cortonist.
Von Cortona Wüflll unstreitig Gio. Maria Bottalla
unterrichtet. Card. Silcchetiii, sein Gönner, nannte ihn, we-
gen glücklicher Nachahmung Raffacl"s, Itaffaellino; ein
Zuname, den man ihm wenigstens in Genua nicht licss, ich
wei-ss nicht, ob in Rom. Jedoch lieferte er in beiden Städten
ansehnliche Bilder, in welchen er Pietro nicht so sehr nach-
ahmt, dass er nicht auch viel Liebe für Annibal Caracci
zeigte. Ein grosses geschichtliches Bild von ihm, Jakob, wel-
ches ehemals Sacchetti gehörte, befindet sich jetzt im Campi-
doglio; und zu Genua in einem Saale des Hauses Negroni ist
ein Wandbild von ihm. Beide Arbeiten sind gross für einen
Maler, der nur ein und dreissig Jahre lebte. Ein anderer un-
bezweifelbarer Schüler Pietrivs war Gio. Batista Lan-
gietti, wiewol er sich in der Tintengebung mehr an seinen
zweiten Meister, den alten Cassana, hielt. Langetti ist
einer der auswärtigen Maler, die nach 1650 in Venedig blüll-
ten und ßoschinPs Begeisterung anfachten. Er sing: vgn
'ihm wie von einem in Zeichnung und Pinseiführung lüblichßn
Meister und dasselbe Lob erthcilt ihm Zanctti, beschränkt
es jedoch nur auf seine flcissigeren Bilder, wie eine Kreuzigung
in der Theresierinnenlcirvhe. Uebrigens malte er viel handwerks-
massig, besonders Brustbilder von Alten, Philosophen, Einsied-
Carla de! navrgnr pfnoresco p. 538.