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Oberitalien.
Fünftes Buch.
Die genueser Schule.
theils in Rom zu. Von dorther kehrte er gebildeter zurück;
daher seine letzten Gemälde an Erfindung und Gednnkenfülle
die frühem übertreffen.
Antonio Travi, gewöhnlicher il Sestri, oder il
Sordo di Sestri, weil er Farbenreiber in Strozzißs
Werkstatt und Freund des Niederländers Waals war, eiferte
mit grossem Lobe Beiden nach. Vom Zweiten lernte er Land-
schaften mit Fernungen und Trümmern malen, welche er nach-
mals steigerte, indem er die schönen Anbaue des .Uf'ers mit
langen Baumreihen und Citronenpilanzungen nach der Natur
malte. Da aber Waals ein schwacher Figurenmaler war, so
nützte er StrozzVs Unterricht, seine Ansichten mit schönen
und muntern Figuren manniehfaltig zu machen, die nicht so-
wol gemalt, als mit wenig Meisterstrichen entworfen, das Auge
in der Ferne befriedigten. Auch seinen Landschaften fehlt es
-an5Vollendung und dennoch gefallen sie durch ihre anmuthigcn
Motiven, Luit- und Pflanzcnfarbe, und tapfern Pinsel. Das
genueser Gebiet ist voll von Sestriis Arbeiten; aber ein grus-
ser Theil derselben, die seinen Namen führen, ist von seinen
Söhnen, welche dasselbe Gewerb forttrieben ohne seine Einsicht.
Erwühnungwverth unter den Landschaftern sind auch Am-
brogio Samengo und Francesco Borzone. Ambro-
gio, Schüler Gio. Andrea Ferrarfs, ein Blumen- und
Fruehtmaler, der selten vorkommt, weil er jung starb. F ran-
cesco, der Pest entgangen, welche ihm das Haus mit Lei.
chen gefüllt hatte, legte sich auf Seestücke und Landschaften
in Claudiws und Dughefs Style in zarter, lieblicher und
höchst wirksamer Weise, wesshalb ihn Ludwig XIV. an seinen
Hof berief. Dort blieb er vieleJahre; daher sind seine Werke
selten in lltalien. Hier könnte auch Raffaele Soprani, der
Lebensbeschreiber der ligurisehen Maler, erwähnt werden, und
mit ihm andere edle Genueser, die sich in der untergeordne-
ten Malerei versuchten; aber in einem Inbegriff, wo die Na-
men nicht weniger Maler weggelassen werden, würde es nicht
sonderlich passen, alle Kunstliebhaber aufzuspüren.
Unter die kleinern Maler rechne ich Gio. Benedetto
Castiglione z), nicht weil es ihm an Geschick für grössere
Seine
sind
Tbiersfücke
nur zu flüchtig behandelt.
Wenn
der