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Oberitalien.
Fünftes Buch.
Die genlieser Schule.
für den Dom der Stadt einen heil. Hieronymus und andere
Bilder in verschiedenen Kirchen, welche sein Ansehen begrün-
den. Er war Vater einer angesehenen Malerfaiuilie. Sein er-
ster, am londoner Hofe gestorbener Sohn Niccolö ward ei-
ner der berühmtesten Bildnismaler seiner Zeit, der lange in
Florenz lebte. Der Grossherzog besitzt einige geschichtliche
Bilder und etliche höchst anschauliche Bildnisse von ihm, wor-
unter in der Gallcrie zwei llalbiiguren zweier Hofnarren sind,
die man nur gern ansieht. Dieser sein Styl, der viel von
S t r oz zi hat, sagt man, habe ihm viel Mühe gekostet, er
habe über der Arbeit nicht gehört, wenn man ihn gefragt; zu-
weilen habe er sich wüthend zu Boden geworfen und geschrieen,
diese Figur sei nicht hinlänglich colorirt, noch belebt, bis er
den Pinsel wieder ergriffen und sie nun so gemalt habe, wie
sie in seinem Geiste gestanden. Gio. Agostino, der Abt
Cassana genannt von dem geistlichen Gewande, das er immer
trug, war guter Bildnismaler, zeichnete sich aber in Darstel-
lung der Thicre aus; dergleichen sind in der florenzer, vene-
diger, genueser und andern italischen Gallerien viel, obwol sie
oft unter Castiglionfs Namen gezeigt werden. Gio. Ba-
tista war der dritte Bruder, und malte Blumen und Früchte
in sehr gefälligen Bildern besser, als einer. Auch eine Schwe-
ster von ihnen, Maria Vittoria, die im Anfange dieses Jahr-
hunderts zu Venedig starb, malte heilige Bilder für Privatleute.
In dem, was ich über die Cassana beigebracht, habe ich
mich an Ratti, ihren Landsmann und genauen Schrift-
steiler, gehalten. Einige, welche über die florenzer Gallerie
geschrieben haben, wo die Bildnisse der drei Ersten sind, wei-
chen in einigen Umständen ab und schreiben dem Einen zu, was
einem Andern gehört. Niccole war in der Tinte-derjenige,
der sich dort aufhielt und beim Prinzen Ferdinand sehr be-
liebt war; und auf ihn will man B o r g h i n i-'s Bemerkung
(S. 316.) beziehen, dass RaffaeFs von Pescia in den
Palast Pitti geschaiftes Bild von Cassana vollendet worden
sei. Hierüber jedoch , wie über anderes auf die Cassani Be-
zügliche, lese man VianellVs Calalogo p. 97., Wo ein aus-
gezeichnetes Bildnis eines ilcissigcn Jüngliugs von Niccolö
beschrieben wird und eine lange Erörterung folgt, welche viel
ILicht über diese Familie gicbt.