Erster
Zeitraum.
Alten.
Die
17
und den übrigenyläessern vergleicht ihn Raffacl in einem
von Malvasia herausgegebenen Briefe von 1508, wo er seine
Madonuen lobt, schönere, andächtigere und bessere als welche er
von keinem andern gesehen habe. Seine Manier hält gleichsam
die Mitte zwischen jenen beiden Schulenhäuptern und hat von
Beiden etwas; von Pietro Wahl und Ton der Farben, von
Bellini Fülle der Zeichnung, meisterlichen Faltenwurf und
weite Gewänder. In Köpfen kommt er der Sanftheit und An-
muth des Ersten nicht gleich; ist aber wiirdevoller und man-
nichfaltiger, als der Zweite. Er eifert Beiden in den Beiwer-
lzen der Landschaften nach, kommt ihnen aber hierin und in
Pracht der Bauwerke nicht gleich. In der Anordnung seiner
Bilder legt er das göttliche Kind lieber nicht in den Schoos
der göttlichen Jungfrau, sondern anderwürts hin, nach altem
Brauch seiner Schule; zuweilen fügt er noch einen Heiligen in
halber Figur hinzu, wie die Venediger jener Zeit pflegen. lm
Ganzen jedoch nähert er sich mehr der römischen Schule; und
wie Malvasi-a erzählt, ist es gar nichts Seltenes, dass seine
Madonnen von minder Erfahrenen dem Pietro zugeschrieben
werden. In Bologna waren auch Wandmalereien von ihm, die
Vasari empiiehlt, dort und anderwärts sind viele Altarbilder
von ihm mit grössern Figuren, als Bellini und Pietro zu
malen pflegten; ein Vorzug der bologner Schule, der nach und
nach auch den übrigen zu Theil ward und zur Grossartigkeit
der Malerei, wie des Heligthums, beitrug.
Bis jetzt habe ich das grösste Lob dieses Malers ver-
schwiegen, dass er nämlich bis zu seinem Mannesalter keinen
Pinsel angerührt hatte und in wenig Jahren Schüler und Mei-
ster in dieser Kunst ward, der mit den geschicktesten Ferra-
Tern und Modenesen in die Schranken treten konnte m). Gio.
äi-wkia
10) Es weicht so ganz von der Ordnung der Dinge ab, dass ein
Mensch, in reifern Jahren, mit einem Male, ohne vorhergegangene
Uebung, als Meister in einer Kunst hervortritt, dass wir diese Aussage
über F r a n c i aßs plötzliche Entwickelung als grosser Maler doch be-
zweifeln mijggen, Viel wahrscheinlicher ist, dass er auf seine Schüler-
ilrbeiten keinen Hrerth legte und die llialerei, da. er ein ausgezeichne-
1er Goldschmied und Medailleur wer, blos als Liebhaber betrieb, und
So seine frühern malerischen Versuche unbeachtet vergessen, vielleicht
Später von ihm selbst vertilgt wurden, als ihn Bentivoglio zu-
grossen Arbeiten in der Malerei aufgefordert hatte. Wie wäre auch
m. 13a, B