III.
Baldige
Erhebung
der Malerei.
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zu Schülern, zwei Lichter dieer Schule." Gio. Carlone
ging bald nach Rom, hierauf nach Florenz, wo er von Pas-
signano, Sorri's Schwiegervater und Meister, geleitet ward.
Passignani war nicht sowol grosser Colorist, als Zeichner
und Componist; es ist aber schon bemerkt werden, dass der
Geschmack im Celorit derjenige Theil der Malerei ist, der am
mindesten lehrbar ist und sich mehr aus dem Geiste jedes
Malers heraushildet. Carlone war gross in Auffassung ge-
schichtlicher Handlungen, genau und anmuthig in der Zeich-
nung, tief und erwägsanl im Ausdruck, ganz ausgezeichnet
aber im Colorit von Wandgemälden. ln dieser Gattung wollte
er sich auszeichnen, und wie viele ausländische Muster der-
selben er auch in Rom und Florenz gesehen hatte, hielt er
doch nicht an diesen sowol, als er, wenn ich nicht irre,
strebte, den Geschmack seines T a v a r o n e in den Bildern
zu S. Lorenzo zu befolgen, ja, zu übertreffen und schöner
auszubilden. Ich habe diesen Styl und seine Kraft, Rein-
lichkeit, Heiterkeit, wodurch er dem Beschauex" entgegentritt
und gleichsam aus der weitesten Ferne seinen Augennahet,
bereits geschildert. Will man Giovanni noch in Etwas loben,
so sind es diese Gaben in einem hühern Graxde; dazu ist er
in den Umrissen genauer, in Anordnung mannichfaltiger und
reicher. In allen diesen Eigenschaften steht ihnen Gio. Ba-
tista Carlone voran, ebenfalls Passignanok Schüler, in
Rom gebildet, hierauf in Grundsätzen und Arbeiten Gcnoss sei-
nes erstgcbornen Bruders Giovanni, den er funfzig Jahre
überlebte, gleichsam als sollte er diesen Geschmack so weit
als möglich ausbilden.
Die Nunziata del Guastato, dies ausgezeichnete Denkmal
der Frömmigkeit und des Reichthums der edeln Lomellini, eine
Kirche, welche einer grossen Stadt Ehre machen könnte, die
sie auf gemeinsame Kosten so zu ihrer Hauptkirche erhoben
llnd ausgeschmückt hätte, diese Kirche, sage ich, hat keine
iiberraschenderen Werke, als ihre drei, fast ganz von den beiden
Brüdern gemalten Schiffe. In dem mittlern stellte der erste die
Erscheinung U. H. dar, seinen feierlichen Einzug in Jerusa-
lem, das Gebet am Getbsemane, die Auferstehung, die Auffahrt
zum Vater, die Ausgiessung des heil. Geistes, die Himmelfalut
Ü- InF. und andere dergleichen Begebenheiten. in einem der