Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Dritter Band)

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Oberitalien. 
Ninfteä: Buch. 
Die gcnueser Schule. 
Kehren wir nun zu Gio. Batista PaggPs Schülern 
zurück, so linden wir unter ihnen einen, der ebenfalls dem Va- 
terlande edeln Nachwuchs erzog, Gio. Domenico Cappel- 
lino, der zur Nachahmung geboren war; wesshalb er auch 
in seinen ersten Werken dem Meister flieht nachtritt. Zwar 
hatte er nicht das unnennbare Edle, das in Paggi und Bor- 
do ne oft ein Bildnis ihrer Abkunft und Erziehung scheint; aber 
er hatte andere Malereigenschaften, die den Beschauer anspre- 
chen. So ergeht es einem bei seinem Uebergang des heil. 
Franciscus in S. Niccolb, und in S. Stefano mit jener heil. 
Römerin Francisca, welche einem! stummen Mädchen die Zunge 
löset. Dies sind Werke, die im Ganzen etwas unnennbar 
Neues und in den einzelnen Gesichtern eine Auswahl des Na- 
türlichen, eine Sichtlichkeit der Gemüthsbewegungen, ein artiges 
Colorit haben, welches anspricht. Er änderte in der Folge 
seinen Styl, wie zwei Leidensgemälde in S. Siro und mehrere 
andere in Genua beweien, die zwar einen gediegenen, doch 
aber minder beseelten, in den Tinten sehr dunkelniund von 
Paggi sehr abweichenden Styl haben. Kurz, er strebte nach 
Ureigenthümiichkeit, und als er sie erstrebt hatte, liebte er sie 
ohne Nehenbuhler. 
Er hatte das Glück, einen jener befremdlichen Geister 
zu unterrichten, welche eine Schule zu adeln genügen. Er 
war aus dem Geschlechte der Pioli, welches schon einen be- 
rühmten Miniaturmaler sein nannte, Gio. Gregorio, der in 
Marseille starb, und einen Pierfrancesco, Sofonisbens 
Schüler, der nicht lange lebte und nur den Ruf eines der be- 
sten Nachahmer Cambiasms hinterliess. Pellegro Pio- 
ia, von Welchem ich hier spreche, lebte noch kürzere Zeit; 
denn er ward schon im 23sten Jahre, man glaubt aus Neid 
auf seinen seltenen Geist, ermordet. Den Styl dieses Jüng- 
linge kann man nicht so genau und bestimmt angeben; denn 
auch als Lehrling berücksichtigte er alle beste Muster und bil- 
dete sich nach ihnen; noch lieber beschäftigte er sich mit den 
lieblichsten. Er schlug desshalb mehrere Wege ein und ver- 
folgte sie stets mit licbenswürdigem Fleiss und Geschmack; 
welchen Weg er aber auch betrat, auf jedem schien er ein er- 
grauter Maler. Eine Madonna von ihm, jetzt in der grossen 
Sammlung [des March. Brignole, wurde von F ranceschini
	        
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