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Oberitalien;
Fünftes Buch.
Die genueser Schule.
auch Venedig in seinen minder glücklichen Jahren damit ver-
sorgen konhte. l-löherhäitte es sich woi noch gehobemhütte nicht
die Pest im Jahre 1657 ihm eine Menge guter Köpfe entris-
sen, deren einige in ihrer Blüthe dahingeraffte bei, S-oprani
verzeichnet sind. Das Hauptverdienst nun um die bemerkte Er-
hebung mag man dem Rcichthum und Geschmack jener Patrizier
zuschreiben, welche so tüchtige Ausländer herbcizogen und be-
schäftigten. Nach ihnen aber lege ich es grösstentheils Paggi
bei. Es stand nämlich zu fürchten, dassdic Schule eine Pilanzstiitte
tüchtiger Coloristen, aber vernachlässigter Zeichner würde, da.
bekanntlich, auch nach AlgarottVs Bemerkung, gute Colo-
ristenl nur selten sich der Zeichnung befleissigen. Da nun er-
hielt Paggi die Zeichnung in Anschn. Er hatte sie unter den
Florenzcrn, den Meistern derselben in Italien, laewahrt und ver-
bessert, auch für den Unterricht im Jahre 1607 ein Blatt her-
ausgegeben, betitelt: Dzßinizione 0 sie divisimze rleIZa pittura.
Soiprani giebt es für einen höchst nützlichen Inbegriff aus,
wo ohne Wortschwall und Gcpränge die Summe der Malerei
aufgezählt wird. Zum Lobe dieses Blattes schrieb Giorgio
Vasari der jüngere einen Brief, dessen Verlust zu beilauern
ist; man sollte zusehen, ob er sich vielleicht noch in einer
Bücherei, wo man auch vermischte fliegende Blätter aufbewahrt,
auffände. Was wir noch von Paggi haben, ist die ebener-
wähnte Schrift. Unterdessen wollen wir mit ihm und seiner
Schule das neue Jahrhundert beginnen.
Domenirco Fiasclla wird il Sarzana genannt, weil
er in dieser Stadt geboren ward, wo er auch den Grund zu
seiner Geschmacksbildung legte, indem er dort iimsig ein stau-
nenswerthes Altarbild des Andrea del Sarto in der Kirche
deÄPredicatori studirte, wovon jetzt ein schönes Abbild vor-
handen ist. Hierauf ging er, einige Zeit von Paggi geleitet,
nach Rom, übte sich nachrRaffael und bemücbtigte sich auch
anderer damals gangbarer Style. Zehn Jahre verlebte {er dort
und ward ein angesehener, von Guido Reni gelebter, vom
Ritter (PAI-pino und Passignano zum Gebülfen in ihren
Arbeiten angenommener Künstler. Emllich kehrte er nach Ge-
nua zurück und malte dort," wie in andern Städten Italiens,
sehr viel. Das Meiste darunter erhielt nicht die letzte-Hand
von ihm selbst; denn er pflegte, wie die Sage in seiner Vater-