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Oberitalien.
Drittes Buch.
Die bologner Schule.
kann. Dies Ganze ist nach Art der Maler des funfzehnten
Jahrhunderts, besonders der venediger, die er vielleicht in
Bologna einführte und die bis zu Francia und seiner Schule
dauerte; zumeist nicht sonderlich mannichfaltig, ausgenommen
etwa ein Engelchen an den Thronstufen, bald mit, bald ohne
Cither. Der Styl ist nicht lieblich und leicht aufstrebend, wie
in Mantegna, ja er zieht sogar etwas in das Plumpe, be-
sonders in der Zeichnung der Fiisse; ist daher minder gerad-
linig und loser in den Falten, und in der Farbenwahl vielleicht
einstimmigen Das Nackte ist gesucht, wie bei Signorelli
und andern Gleichzeitigen; die Figuren und Beiwerke sind äu-
sserst ileissig ausgeführt. Marco verzierte auch Giebel sehr
schön. In dieser Gattung war sein Gefährte und Nachahmer
Jacopo Forti, welchem man eine Madonna auf Kalk zu
S. Tommaso auf dem Markte beilegt. In Malvezzi's Samm-
lung wird ihnreine Kreuzabnahxne 'U. H. zugeschrieben; ein
Werk, welches den Fortschritten jenes Jahrhunderts nichtan-
gemessen ist. Dasselbe kann man von vieleh andern um die-
selbe Zeit in derselben Stadt gemalten sagen, welche gegen
Ende des Jahrhunderts wenig gute Künstler hatte. Daher lud
Gio. Bentivoglio, der damals in Bologna herrschte, als er
seinen Palast versehönen wollte, der, wäre das Glück ihm
günstig gewesen, einst das Hoflager von Romagna geworden
wäre, aus Ferrara und Modena mehrere Künstler ein, die ei-
ncn bessern Geschmack in Bologna verbreiteten und Fran-
ciafs grossem Geiste Anlass gaben, sich auch in der Malerei
zu entwickeln, wie wir sogleich sehen werden.
Dieser, dessen wahrer Name Franeeseo Raibolini
ist, wurde für den ersten Mann jenes Jahrhunderts gehalten
und gepriesen, sagt Malvasia; und hätte dazusetzen sollen
in Bologna, wo Viele so meinten, indem er dort, nach Vasa-
ri's Zeugnis, "für einen Gott gehalten wurde". Das Wahre an
der Sache ist, dass Francia in der Goldschmiedekunst der
Trefflichste war; wesshalb die mit seinem Stempel bezeichneten
Münzen und Denkmünzen denen des Mailänders Caradosso
gleichgesetzt wurden; auch war er treiilicher Maler in dem so-
genannten alterthümlieh neuen Style, wie man in mehrerenBil-
dersammlungen sehen kann, wo seine Madonnen neben denen
von Pietro Perugino und Gian Bellini tstehen. Diesen