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Oberitalien.
Fünftes Buch.
Die genlueser Schule.
Von Lsciner Hand ist lin S. Girolamo eine Madonna mit dem
tadten Christus nebst den heiligen Michael und Andreas; die
ISarbe ist wahr, die Köpfe sind wie von einem guten Natu-
ralisten gezeichnet, das Nackte ist wohl verstanden, die Um-
risse heben sich genau und bestimmt vom Grunde ab. Er
hätte wol seinen Styl auch nach verbessert, ergab sich aber
dem Handel, wo er statt Reiciithums seinen Untergang fand
und inrGefängnis vor Verdruss starb. ,
Gio. Batista Paggßwron Geburt Patrizier, ward, trotz
seines Vaters Vllinlerstrebexx, von einem starken frühzeitigen
Hange zur Malerei hingetrieben. Indessen genoss er auch
einer wissenschaftlichen Bildung und die Poesie half ihm in
der Felge viel in Erfindung, die Philosophie im Ausdruck, die
Geschichte in Behandlung der Gegenstände. Zu seinem Lobe
ürntete er rielleicht weniger Sonette von Dichtern, aber mehr
Stixnmenvon Malern. Er war von Cambiaso in 591mm
ersten. Knnstübiulgen geleitet werden, welche in helldunkeli;
Zeichnungen alter Basreliefs bestanden, um einen wahren Be-
griff des Schönen. zu bekommen und desto besser sich an der
Natur zu üben. ln Bleizeichnungen geschickt, lernte er un-
schwer und beinahe aton selbst die Kunst zu eoloriren und ohne
mündliche Anweisung, aus Büchern, Bauten- und Fefnllllgma-
lerei. Als er sich einen Namen zu machen anfing, musste er
eines Mordes halber seine Vaterstadt verlassen, und hielt sich
ungefähr zwanzig Jahre in Florenz auf, wo ihn der Hof Schütztg
und stets ihm zu thun und zu verdienen gab. Dort blühten
damals treliliohe Geister und C ig 0 l i , wie die gesammte
Jüngerschaft, wendeten sich von dem matt gewordenen vater-
liindischen Style zu dem blühenden und kräftigen lombardischen.
Paggi brauchte nicht, gleich den Uebrigen, seinen Styl zu
kräftigen, wie sich aus den Arbeiten ergiebt, die er bald nach
seiner Ankunft in Florenz lieferte. Man hat noch von ihm
eine heilige Familie und ein anderes Bild in der Engelkirche;
und inrKloster der S. hierin Novella eine That der heü,
Katharina von Siena. Die Heilige befreit einen Verdammten,
und es ist ein reiches, mit schönen Bauwerken vcrziertes,
sehr mannichfaltiges und klergestalt ausgcführles Wlerk, dass
ich es allen übrigen dieses Klosters habe verziehen ge-