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Oberitaläen.
Fünftes Buch.
Schule.
Die genueser
ersten Gattung gehört das lllartyrthum des heil. Georg in sei-
ner Kirche, welches durch die Schönheit des heiligen Opfers,
durch seinen und der Umstehenden Ausdruck, durch Anordnung,
Mannichfaltigkeit und Kraft des Helldunkels für sein bestes Bild
gehalten wird. Zur zweiten Gattung gehören wol mehrere
Muster, wie das Bild bei den Rocchettinern des heil. Benedict,
Johannes der Täufer und Lukas, welches so viel von Perino
und Raffael hat; noch mehr aber der Raub der Sabinefinncn.
in Tcrralba, einer Vorstadt Genuais, im Palast der Imperialen.
'Alles gefällt an dieser Arbeit; die prachtvollen Gebäude, die
schönen Pferdej die spröden Mädchen, die leidenschaftlichen
Räuber, die kleinem Scenen, die in mehrern Abtheilungen die
llalnptscene heben und gleichsam fortführen. lllengs soll, nach-
dem er dies Gemälde betrachtet, gesagt haben: nie half ich,
ansser Rom, die vaticaner Hallen besser als heute zu sehen
geglaubt. Er malte auch andere verdienstliche Bilder, beson-
ders für Sammlungen, wo ich mehr freie, als aadächtige gq-
sehen habe. Als er endlich Wittwer ward und sich in eine Ver-
wandte verliebte, welche zu heirathexi er heim Papst alle lllittel,
aber immer vergebens, versuchte, so fing er an isich in seinem
Style zu verschlechtern. Hierauf ging er an den Hof nach
Madrid, immer noch in der Absicht, diese Vermählung auszu-
mittcln; als er aber auch hier sich alle Hoffnung abgeschnit-
ten sah, erkrankte er und starb. lm Escurial hinterliess er
nicht wenig Bilder, darunter jenes Paradies aus viel Figuren
an dem Ucckengewülb dieser Kirche; ein Werk, das Lomazzo
sehr lobt, lllengs aber, der es mehrere Jahre geprüft und
betrachtet, weniger.
iGio. Batista Castello, Cambiasois Geführte, heisst
in Genua gewöhnlich il Bergamasco, um ihn von einem
andern Genueser zu unterscheiden, der denselben Namen und
Zunamen führte, Cambiaso's Schüler und der berühmteste
illiniaturmaler seiner Zeit war. Der Andere dagegen, in Ber-
gamo geboren und als Knabe von Aureli0 Buso nach Genua
gebracht, blieb daselbst, als Buso unvermuthet abreiste. So
ganz verlassen, fand er in der pallavicinischen Familie einen
Gönner, der ihn aufnahm und seine Bildung förderte, ihn nach
Rom sendete und von dort als Baukünstler, Bildhauer und Ma"
ler, der Cambiaso nicht nachstand, zurückerhielt. Sein nach