254
Oberitulien.
Fünftes Buch.
Did genueser
Schule.
auseriesene dazu, unter anlern von Giulio Romano der
heil. Stephanus für (lcssen Kirche; vielleicht das reichste und
ergreifenden: Altarbild, das aus dieses Meisters Pinsel her-
vorgegangen ist. Damals sammelten auch die einzelnen Her-
ren auswärtige Bilder aus allen Schulen, wie denn hierin ihre
Nachkommen ihnen nachgeeifert haben, welche darin fast alle
Privatleute in Italien, ausgenommen die römischen, iihertrelien.
S0 mit schönen Mustern bereichert, wendete sich nun das
Land einem neuen Style zu und erreichte ihn so schnell, wie
keine andere Schule. Von Brea's noch das vierzehnte Jahrhun-
dert nicht verläugnendem Style zu Raffael übcrzugeheu hie-
durfte es nur weniger Jahre; sogar die Schüler des Nizzagyg
Brea ahmten, wie wir sahen, den grössten neuern llvleiscer
nach. Ein solcher Anfang konnte nicht anders als fröhlichen
Fortgang haben unter einem gcistrcichen, betriebsamen Volke,
einem reichen Adel, der sein Gold am liebsten für glänzende
Heiiigthümer und prachtvolle iVohnungen verschwendet, Welche
an Grösse, Zieraten, 'l'eppichen, allen Arten Geräths kaum
alle durchaus nicht Königswohnungen nachstehen. Diese Pracht-
liebe hat stctsjene Malerschule gehegt und unterstiitzßdic, weil sie
innerhalb Genuas hinlänglich beschäftigt war, ausserhalb nicht
sehr bekannt ward. ihr auszciehnender Ruhm war nach Menge
eine Menge wahrhaft ausgezeichneter Wandmaler, so dass kein
nur einigermasen alter Tempel, oder Palast ist, wo nicht sehr
schöne Arbeiten, oder Nachrichten von dergleichen ehmals vor-
handenen übrig wiiren. Merkwürdig ist dabei, dass, ungeachtet
die Stadt dem Meere ausgesetzt ist, doch so viel alte Wand-
bilder so unversehrt erhalten sind 3). Auch in Oelmalerei war
die genueser Schule nicht unberiihmt, besonders hinsichtlich
der WVahrheit und Kraft des Coiorits, welches durch Perino
zuerst, dann durch die Niederländer gewonnene Lob sie auch
immer behauptet und, ausser der venediger, keiner andern Schule
3) Da Genua am mehr nliltägiygen Ahhange des Gebirges liegt,
so ist das Klinxa trefflich und die Seeluft kann den Gemälden nicht
schaden. Ueherhuupt ist die Ausdünnung des Meeres den Malereien
wol nicht Inaclnheilig, wie man an den Gemälden zu Venedig, An-
cuna. und Neapel "sieht. Mehr schadet sie Bildwerken von Marmor,
wie man in der Villa Reale zu Neapel an der berühmten Gruppe des
farnesischen Stier: gewahr wurde, der deshalb in das Muaeuln ver-
setzt worden ist. -Q.