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Oberilalien.
Drittes Buch.
Die bologner Schule.
einigen aus Constantinopel gebrachten Bildern Schuld, welche,
mit dunkeln Linien in Umrissen und Falten überladen, in al-
lem übrigen mehr der Trockenheit und Unzierlichkeit grie-
chischer Musivarbeiter ähnlich sind, als der Saftigkeit und
Lieblichkeit, Welche die besten italischen Künstler allmülich
gewannen. Das Volk suchte Nachbilder davon in Bologna und
jeder Nachbarstadt; daher noch immer die Trödelbuden und
Häuser jener Gegend voll davon sind; auch in Venedig und
seinem Gebiete sieht man nicht wenige 3). Doch hier wurden
sie nur abgemalt; in Bologna dagegen von einigen Schülern
Lippfs, die diesen Styl theilweise, oder ganz in ihm Bilder
übertrugen, nachgeahmt. Dieser Verirrung zeiht man einen
Lianori, der sich Petrus Joamzes zu unterzeichnen
pflegte, und noch durch etliche Kirchene und Gallerienbilder
bekannt ist; einen Orazio di Jacopo, vielleicht Avanzi,
von welchem ein Bildnis des heil. Bernardino in der Osser.
vanza ist; einen Severo aus Bologna, dem man ein rohe;
Bild im Museum Malvezzi zuschreibt; und gar manche ahdel-e
ungenannte, oder wenig bekannte, deren Namen von Vasari
übergangen zu sehen mich gar nicht wundert, da er es mit
schwächern Landsleuten ebenso gehalten hat. Wohl erwähnt
er eines Galante von Bologna, und sagt, er habe besser ge-
8) Die Griechen, welche in den ältesten Zeiten U. L. F. so roh dar.
zustellen ptlegten, hatten dergleichen Gemälde gern. Ich bemerke
dies, um einen sehr gangbaren Irrthum zu beseitigen, dass nämlich
jede Madonna griechischen Styls, welche weit aufgeschlagene Augen,
lange Finger, braunes Fleisch, wie die sogenannte degli Organi,
oder die C i m ab u es chen, habe, auch aus dem fernsten Alterthum sei.
(ileichwol habe ich manche aus dem sechzehnten, siebzehnten, ja. gar
achtzehnten Jahrhundert namentlich im Museum Classe, Cattaju und
in den Palästen vcnediger Vornehmen gesehen. Eine bei den Herrn
Giustiniani Reinnati hat trotz ihres cheinbaren Alters in gnldnem
Felde mit rothen Buchstaben die Inschrift: XEIP EZIIIIIAZNIOIULA
IEPEJZC. . a 15. (Priesters Emanuel Hand v. J. 1660.) Von
diesem den venediger Malern sehr bekannten griechischen Priester sind
dort andere Bilder mit ähnlichen lnschriften, und man pflegte dort
und pilegt noch immer ähnliche nachzumachen, um den häufigen Nach-
fragen griechischer Kaufleute zu genügen. Um also richtig über das
Alter solcher Bilder zu urtheilen , muss man auf andere Anzeichen, als
ihre Zeichnung, achten, z. B. Buchstaben, vrovon im Anfange des
erten Theils die Rede war, oder Rahmen, oder Färbung, oder die
Engelchen, welche über U. L. F. Haupt eine Goldkrone halten und im
Sizhnitt und Faltenwurf der Gewänder uns näher liegende Jahrhunderte
verrathen. L-