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Obexitalien.
Viertes Buch.
Die ferrarei Schule.
Hülfe de'Feuers zu Stande brachten; Wenige, noch dazu fir
uns dunkle, von Kunstrichtern verschieden gelesene und Vef-
standene Worte des Vitruvius und Plinius waren Karte
und Compass zur Entdeckung dieser neuen Welt. Man wusste,
dass in der alten Malerei Wachs ungefähr dasselbe war, was
Oel in der neuem; wie es aber zuzurichten, wie ihm die Far-
ben einzuverleiben, wie es auch flüssig zu brauchen, wie es
mit Feuer zu unterstützen sei, bis die Arbeit vollendet sei, das
war Gegenstand der Untersuchung. Graf Caylus, der die
Alterthumskunde nicht sowol unrder Geschichte, als der Kunst
willen trieb, war es wol hauptsächlich, der diese Forschung auf
die Bahn brachte. An die Hand ging ihm dabei die königl,
Akademie der lnschriften und setzte einen Preis auf Erlindung
einer beifallswürdigen enkaustischcn Malweise. Danxals sann
und versuchte man viel; Spraehkunde, Scheidekunst, Malerei
liessen ivereint ihr Licht leuchten. Unter vielen von drei Aka-
demikern, Caylus, Cochin, Bachelier vorgeschlagenen
Verfahrungsarten wurde zweien der Preis zuerkannt, die gg-
wissermassen auf Eins hinauskommen und vom letzten der drei
Genannten herrührten. Man kann dies alles in der Encyklo-
pädie unter dem Art. Encaustique nachlesen. Nach jener Zeit
fehlte es nicht an Landsleuten unter uns, welche neue Ver-
suche machten und sich in enkaustischer Malerei übten. Ein
im Jahre 1780 eben in Florenz beiindlieher Maler zeigte mir
einen Kopf nebst einem Theile der Brust, den er gemalt hßttm
Ich sah ilm auch arbeiten. Er hatte ein Kohlenbecken neben
sich, wo in mehrern Töpfchen körperlich ganz verschiedene, mit
bVachs gemischte Farben befindlich waren und er, ich weiss
nicht was noch anwendete; ob Weinsteinsalz, wie die in Paris
mit dem Preise beehrte Abhandlung angiebt, oder was sonst.
Ein zweites Kohlenbecken stand hinter dem Carton, oder der
Tafel, worauf er malte, um sie immer warm zu erhalten. War
die Arbeit fertig, so übel-ging er sie ganz mit einem Bürst-
chen, womit er ihr grossen Glanz ertheilte 7).
7) In neuerer Zeit hat besonders Dr. Jacob Rnux viele Versuche
über Wachsmalerei angestellt und darüber eine kleine Schrift: die
Farben. Heidelberg 1828, herausgegeben. Die Schwierigkeit ist nur
die, wie man dem Wich! eine Durchsichtigkeit verschaffen kann, das!
es zu Uebermalungeu, oder wol gar Laiuren, brauchbar wird. Die