Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Dritter Band)

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Oberitalien, 
Viertes Buch. 
Die ferrarer Schule. 
ist. Auch jenen Ueberzug, den alte Bilder bekommen und wo- 
durch sie an Harmonie gewinnen, wusste er nachzumachen. Er 
malte viel für Sammlungen: halbe Figuren, Bacchanale, kleine 
Geschichten. Baruffaldi sah dergleichen zu Bologna in einer 
adeligen Sammlung, und hatte mit Kennern zu streiten, die sie 
für Tiziane angaben. Er erzählt ferner, ein wackerer Zög- 
ling des Pietro da Cortona habe eine grosse Menge der- 
selben theuer gekauft, weil er gewiss gewesen, sie in Rom für 
Tizians, oder doch Werke aus seiner Schule loszuwerden. 
In Ferrara, das voll von seinen Malereien ist, lässt man sich 
so leicht nicht damit anführen. Man unterscheidet sie da. an 
dem ruthbraunen Fleischtone, an gewissen kühnen Lichtern, die 
von überladenen Schatten gehoben werden, an dem schneearti- 
gen Gewölkl und andern nachlässigen und schlechten Beiwerken. 
Oft verräth sie schon die ausschweifende, haltlose Zusammen- 
stellung, wenn z. B. in einem sehr tizianischen Bacchanal 
eine Jagd, oder ein neueres Spiel eingemischt ist, was unge- 
fähr soviel ist, als Eber im Meere, oder Delphine im Gestriiueh 
malen. S0" verderbt Mangel an Urtheilskraft zuweilen die übri- 
gen Naturgaben. Ein so gearteter Kopf, sollte man meinen, 
taugte nicht, Kirchen zu schmücken. Und doch sieht man in 
S, Benedetto mit Vergnügen seine vier Kirchenlehrer an einem 
Altare; und an einem andern seinen wunderbaren Murcus, eine 
richtig gezeichnete, grossartige, ausdrucksvolle Figur, malerisch 
mit einer Menge Büchern umgeben, die er so wahr und natür- 
lich malte, dass er der Büchermaler hiess. Nach Vollen- 
dung dieser Arbeit verschwand er aus der Stadt und man ver- 
nahm keine Kunde mehr von ihui, wiewol Jemand muthmass- 
lieh ihn um 1660 sterben lässt. 
Indem wir nun zu den Anhängern der Bologner zurück- 
kehren, musshier vor allen Costauzo Cattanio, Gui- 
do's Schüler, erwähnt werden. Ich habe sein Bildnis auf Lein- 
wand und gestochen gesehenxund gewissermassen droht es immer. 
Der Charakter des Trutzigen und Wehrhaften, der, ich weiss 
nicht wie, viele Maler um die Zeit Caravaggitfs ergriff, mis- 
leitete diesen guten Kopf. Cost anzo lebte bald als Ver- 
Wiesener, bald als Halsstarriger, bald ganz beschäftigt, seine 
Beschützer zu schirmen, die au Argwohn gegen Feinde nicht 
ahne Bewaffnete ausgingen, welchen er versicherte, dass sie in
	        
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